juni 1813
Die “Konventionen von Reichenbach”
Der Frühjahrsfeldzug Napoleons gegen die verbündeten Russen und Preußen kam 70 Kilometer vor Breslau zum Stehen durch den Waffenstillstand von Pläswitz/Poischwitz. Napoleon bezeichnete diese Entscheidung später als seinen (!) größten Fehler des Jahres 1813. Nach den Schlachten von Großgörschen (2. Mai) und Bautzen (20./21. Mai) drängten die Russen auf einen Rückzug ihrer Hauptkräfte auf das östliche Oder-Ufer. Obwohl die Preußen im Mai 1813 die größten Verluste hinnehmen mußten, waren sie mit dieser Entscheidung nicht einverstanden. Im Waffenstillstand vom 4. Juni waren daher komplizierte Festlegungen zu zeitweiligen Standorten der verschiedenen Truppenteile beider Seiten getroffen worden. Dieser „Undurchsichtigkeit“ fiel u.a. auch das Lützower Streifkorps durch selbstverschuldeten Leichtsinn zum Opfer.
Die Weltmacht Großbritannien sah ihren Zeitpunkt gekommen, den „französischen Emporkömmling“ mit Hilfe der Russen und Preußen zu schlagen. Es erfolgten großzügige Angebote wie die in Aussicht gestellten Gewährungen von Subsidien und militärischen Beistandsverpflichtungen zur See für die Alliierten. Schon zweimal hatte das Inselreich die Preußen als ihren „Festlanddegen“ erfolgreich gegen Frankreich eingesetzt, im englisch-deutschen Krieg von 1688 und 1689 und im Siebenjährigen Krieg von 1756 bis 1763.
Im Hauptquartier der Alliierten im niederschlesischen Reichenbach wurden am 14. Juni 1813 der britisch-preußische, am 15. Juni der britisch-russische und am 27. Juni der Vorvertrag zum Beitritt Österreichs auf die Seite der Alliierten gegen Napoleon unterzeichnet. Mit dieser Konstellation begann der ergebnislose „Friedenskongreß von Prag“ vom 12. Juli bis zum 10. August 1813, der am 11. August zur Kriegserklärung Österreichs an Frankreich führte.
Das Gefecht bei Kitzen
Am 4. Juni 1813 wurde im schlesischen Poischwitz ein vorläufiger Waffenstillstand zwischen den Franzosen und Russen geschlossen. Der Verlauf der Elbe war damit zur Grenzlinie erklärt worden. Alle sich im Feindgebiet befindlichen Truppen hatten sich umgehend auf ihre Uferseite zurückzuziehen.
Das Streifkorps des Majors von Lützow befand sich zu diesem Zeitpunkt auf dem Weg nach Bayreuth, um hier den befohlenen Kleinkrieg zu führen. Das Streifkorps bestand aus 900 Kavalleristen und 300 Infanteristen, geführt von 30 Offizieren. Erst im Feldlager von Plauen erreichte ein sächsischer Kurier die Lützower am 14. Juni 1813 mit der schriftlichen Ausfertigung des Waffenstillstandsabkommens. Die schnelle Herausführung aus dem sächsischen Gebiet lehnte Lützow ab und entschied sich zum Marsch über Zeitz nach Leipzig.
Dieser Entschluß wurde auch dem Befehlshaber der Franzosen Arrighi, Herzog von Padua, in Leipzig bekannt. Dieser setzte am 15. Juni den französischen Reichsgrafen Fournier und den württembergischen Grafen Normann in Marsch mit 1.100 Infanteristen, 420 Reitern und 3 Geschützen. Der Befehl lautete auf Gefangennahme der Lützower und deren Abführung nach Leipzig.
Der Vortrab der Württemberger unter Oberstleutnant von Kechler traf in den Morgenstunden des 17. Juni auf das Lager der Lützower bei Zeitz. Kechler, der die geplante Gefangennahme der „Schwarzen Jäger“ als „unritterlich“ empfand, ließ Lützow durch eine Botschaft warnen. Lützow mißdeutete die Warnung als „Zeichen der Schwäche“ und setzte seinen Marsch auf Leipzig fort.
Bei Kitzen, 17 Kilometer vom Stadtkern Leipzigs entfernt, versperrten die Württemberger und Franzosen den weiteren Weg. Beide Seiten stellten sich in Gefechtsordnung auf, nur 20 Schritte voneinander entfernt. Gegen 20.30 Uhr kam es zu einem Gespräch zwischen Fournier und Lützow. Lützow, in Begleitung seines Adjutanten Theodor Körner, lehnte die Übergabe ab mit den Worten: „Ich weiß mir schon zu helfen, wenn man sich mir in den Weg stellt!“ Dann befahl er das weitere Vorrücken.
Graf Normann, der das erste Treffen kommandierte, befahl dem 21jährigen Obersten, Prinz von Wallerstein, mit seinen Reitern den Weitermarsch der Lützower zu unterbinden. In fast völliger Dunkelheit begann ein Schußwechsel, der in eine Attacke der Württemberger überging. Schon nach kurzer Zeit gelang es den Württembergern, bei nur einem Toten und sieben Verwundeten an eigenen Verlusten, die „Schwarzen Jäger“ in die Flucht zu schlagen. Reichsgraf Fournier meldete an den Herzog von Padua in Leipzig die eigenen Gesamtverluste in Höhe von 5 Toten und 25 Verwundeten. Lützow und Körner selber waren bereits zu Beginn des Gefechtes verwundet worden, Lützow sogar kurzfristig Gefangener der Franzosen. 30 „Schwarze Jäger“ fanden den Tod, 90 gerieten in Gefangenschaft, der Rest floh im Schutze der Nacht. Körner, der seine Verwundung bei Herrn von Einsiedel auskurierte, beklagte sich über Lützow und dessen Schuld am Versagen des Streifkorps. Disziplinlosigkeit und fehlendes Standvermögen vor dem Feind hätten das Ende der „Schwarzen Jäger“ bereitet.
Im heutigen Kitzen im Landkreis Leipzig (A 38) erinnern das Lützow-Denkmal im Ortsteil Klein-Kitzen und der Körner-Stein bei Kitzen an diesen tragischen Tag des Befreiungskrieges vor 200 Jahren.
Derweil fernab Europas
Bildquelle: M. Dubourg, Boarding and Taking the American Ship Chesapeake, by the Officers & Crew of H.M. Ship Shannon, Commanded by Capt. Broke, June 1813
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juni 1913
Serakreis und Werkbund
Zum großen Werkbundfest auf den Saalewiesen bei Bad Kösen traf sich der Serakreis am 7. Juni 1913 mit „Seraleuten“ aus Jena, Weimar, Naumburg und Leipzig. Dieses Fest fand im Anschluß an die Jahresversammlung des Deutschen Werkbundes (DWB) in Leipzig statt. Diederichs hatte den Anspruch, den Werkbundleuten „ein Beispiel von Festkultur zu geben und praktisch zu zeigen, daß sich eine Tagung von Künstlern und Werkbundleuten nicht bloß in Reden erschöpfen dürfte.“ So kam es, daß die anwesenden Wandervögel und Sera-Leute Volkstänze tanzten und Volkslieder sangen. Zudem wurde Goethes Singspiel „Die Fischerin“ aufgeführt. Die Ausdruckstänzerin Clotilde von Derp gab dem Fest eine avantgardistische Note.
Die Festbeschreibung klingt schon ähnlich der des Festes, welches Mitte Oktober auf dem Hohen Meißner stattfinden sollte. Doch für dieses bestand allenfalls die Idee, weder Name, Festplatz noch Ablauf standen im Juni 1913 fest. Diederichs war vom Werkbundfest enttäuscht, er hatte sich mehr Mitwirkung gewünscht. Der Erste Freideutsche Jugendtag war da schon eher ein Mitmachfest mit Strahlkraft. Ein Ausstellungsplakat des DWBs aus dem Jahr 1914 zeigte einen Fackelträger auf einem Pferd, ganz ähnlich dem Fackelträger auf der Festschrift des Freideutschen Jugendtages.
Jugendmusikbewegung
Im Sommer 1913 veröffentlichte der böhmische Wandervogel und Gründer des Finkensteiner Bundes Dr. Walther Hensel (damals noch Julius Janiczek) sein erstes Heft der Liedersammlung „Deutsche Liedlein aus Österreich“. Die darin enthaltenen Lieder hatte er selbst gesammelt und fürs Lautenspiel gesetzt. In dem Vorwort des Heftchens heißt es:
„„Deutsche Liedlein aus Österreich“ – Mancher wird vielleicht den Kopf schütteln, eine Sammlungs österreichischer Volkslieder unter diesem Titel eingeführt zu sehen. Doch, ich verhehle es nicht, mit Absicht habe ich den etwas altertümlichen Titel gewählt. Wie freundlich muten uns nicht die alten Liedersammlungen aus dem 15. bis 17. Jahrhundert an! Sie nennen sich „deutsche Liedlein“, „frische deutsche Liedlein“, „ein neues Lied“, „ein hübsches Lied“, „Grasliedlein“, Reuterliedlein“ usf.
Man möge getrost das Büchlein aufmachen und daraus singen und spielen! Es sind lauter Feldblumen darin, Perlen österreichischen Volksgesanges. […] Ich wende mich auch nicht ausschließlich an die Gelehrten, sondern an alle sangesfrohen Herzen, an alle Freunde des Volksliedes. Mögen sie sich an den schmucken Liedern erfreuen und mögen sie bedenken, daß es bei uns noch der Sträuße viele gibt, oft ganz im Verborgenen blühend in Hochtälern und auf Bergeshöhen, bisweilen noch aus aller Munde gesungen. […]“
Aufrufe zum Sammeln von Liedern gab es damals viele, und sie blieben auch nicht ungehört, was etliche jugendbewegte Liedersammlungen und -bücher beweisen. Neben dem Sammeln und Singen von Liedern war man auch eifrig bemüht, Volkstänze, Volksmärchen und weitere Bräuche und Traditionen zu beleben.
Quelle: Die Deutsche Jugendmusikbewegung, herausgegeben vom Archiv der Deutschen Jugendbewegung e.V., Möseler Verlag, Wolfenbüttel 1980
Schulreformbewegung
Am 19. Juni 1913 schrieb Walter Benjamin an Gustav Wyneken nach dem Erwerb des gerade erschienenen Buches „Schule und Jugendkultur“ (Jena 1913):
„Ich besitze jetzt Ihr Buch. Sie werden von mir kein Wort der Kritik erwarten, das ist mir ganz unmöglich. Wie ich nun jetzt hier mit Heinle zusammen für Wickersdorf und den Anfang losgehe, das kann ich Ihnen schwer schildern. Heinle leitet die Kunstabteilung der Freien Studentenschaft. Gestern wurde die Schulreformabteilung eröffnet, die ich leite. Ferner haben wir private Zusammenkünfte – einige Menschen, die wir einladen. Hier, wie überall in den Abteilungen, wie eben auch Heinle und ich alleine sind – sind wir immer sehr wenige. Wir kümmern uns gar nicht darum… Im übrigen glaube ich, daß Sie in Heinle (er ist 19 Jahre, war früher Wandervogel) einen unbedingtesten und einsichtigsten Ihrer Schüler haben. Für den „Anfang“ habe ich bereits außer Heinle und mir 6 Abonnenten. Mit Spitteler und Ihrem neuen Buch erfüllen wir unsere Dienstag-Abende.“ (Walter Benjamin, zitiert aus Peter Dudek; Fetisch Jugend, Klinkhardt 2002)
25 Jahre Kaiser Wilhelm II.
Im Juni 1913 erreichte das Jubiläumsjahr einen ersten Höhepunkt. Schon Anfang des Monats wurde Berlin anläßlich des 25jährigen Regierungsjubiläums Kaiser Wilhelms II. geschmückt. Jede Straße und jeder Platz erhielt dabei einen speziellen Grundfarbton. So wurde beispielsweise die Straße Unter den Linden gold-schwarz-weiß geschmückt, die Leipziger Straße dagegen in den Stadtfarben der Hauptstadt weiß-rot. Einen Tag vor den eigentlichen Feierlichkeiten erließ Fürst Heinrich XXVII. von Reuß eine Amnestie, in deren Folge Geldstrafen und Gefängnisstrafen von bis zu sechs Wochen aufgehoben wurden.
Am 15. Juni, dem Tag des Regierungsjubiläums, fanden im gesamten Land Feierlichkeiten und akademische Festkommerse statt. Die seit 1873 bestehende Große Berliner Straßenbahn verzeichnete mit 2 108 000 Fahrgästen einen Tagesrekord.
In der offiziellen Wahrnehmung wurde Wilhelm II. als „Friedenskaiser“ geehrt. Doch sein erklärter Wunsch nach weiteren 25 Jahren in Frieden sollte unerfüllt bleiben. Ein Jahr zuvor war er vom Neffen des Stifters Emanuel Nobel für den Friedensnobelpreis vorgeschlagen worden. Der Erste Weltkrieg sollte wenige Monate später die Friedensjahre beenden. Das Vorkriegsjahr stand derweil im Zenit.
Buch 1913 – Der Sommer des Jahrhunderts
Florian Illies’ Buch ist nun wirklich im „Sommer des Jahrhunderts“ angekommen. Die Temperaturen im Juni 1913 begannen auch gleich sommerlich, schwüle 25 Grad in Berlin, in Hamburg stieg das Thermometer sogar noch etwas höher. Bei dieser Hitze wollte so niemand an Krieg denken, auch wenn es im Balkan wieder brodelte. Da stieß der offene Brief von Norman Angell an die deutsche Studentenschaft nicht auf taube Ohren. Er sollte mit seinen Thesen über die Unmöglichkeit eines großen Krieges zwar unrecht behalten. Dennoch wurde sein steter Einsatz für den Frieden zwanzig Jahre später mit dem Friedensnobelpreis belohnt. Sollte es zu einem Buch „1914 – Frühling des Weltenbrandes“ kommen, ließe sich hier auch das Telegramm der Deutschen Akademischen Freischar an den Kaiser zitieren:
„Schützen Sie die Jugend der ganzen Welt vor dem entsetzlichen Unglück eines Krieges. Machen Sie in letzter Minute die äußerste Anstrengung für die Erhaltung des Friedens“ (28. Juli 1914)
Falscher Monat, falsches Jahr, falsches Buch. Im Juni 1913 schmückte sich Deutschland, dem Kaiser zu Ehr und Dank. 25 Jahre Kaiser Wilhelm II. Derweil wurde die „Friedenspräsenzstärke“ von 117.267 auf 661.478 Mann aufgestockt. Der 15jährige Berthold Brecht war damals noch zu jung für den Dienst an der Waffe. Seine Waffe war schon damals die Feder, und so schrieb er ganz kaisertreu sein Bannerlied nieder, welches geradezu entgegengesetzt zu späteren Werken steht. Das Lied in voller Länge klingt dann so:
Wenn in hohem Ruhmesschimmer
Ruht der deutsche Leu
Wollen wir halten immer
Der Fahne die Männertreu.
Und wenn in schweren Tagen
Das Vaterland in Not
Dann wollen voran wir tragen
Das Banner schwarz-weiß-rot.
Wir wollen vorwärts stürmen
In todesmut´gem Lauf
Auf feindlichen Leichentürmen
Die Fahne pflanzen auf.
Und wenn am Abend wir sinken
Und sterben den Heldentod
Dann soll uns tröstend winken
Die Fahne schwarz-weiß-rot.
Soweit der junge Brecht. Trakls Gedichte sind da weniger pathetisch und schwungvoll.
Es dämmert. Zum Brunnen gehn die alten Fraun.
Im Dunkel der Kastanien lacht ein Rot.
Aus einem Laden rinnt ein Duft von Brot
Und Sonnenblumen sinken übern Zaun.
Die Lyrik bestimmt den Juni, zumindest in dieser Auslese. Den Rest der Prosa sollt ihr gerne selbst nachlesen.
juni 2013
14. Juni – 16. Juni 2013 | Kirschenfest auf Burg Ludwigstein – Kirschen und mehr
Auf den Seiten der Burg Ludwigstein erfährt man hierzu:
“Vom 14. bis 16.06. treffen wir uns auf der Burg zum diesjährigen Kirschenfest.
Wir wollen zu den Wurzeln des Kirschefestes zurückkehren und uns ganz den Kirschen rund um dem Burgberg widmen.
Sofern es die Witterung zulässt, wollen wir am Samstag Vormittag alle Kirschen plündern und dann am Nachmittag zu leckeren Köstlichkeiten verarbeiten.
Daneben bereiten wir noch zahlreiche andere leckere Gerichte zu und in in weiteren Arbeitsgemeinschaften ein schönes Fest vor, wollen Musizieren und Tanzen, und feiern am Abend gemeinsam den Sommer.”
21. -23. Juni 2013 | 30. Bamberger Singewettstreit – des Horst Seeadler Bamberg
Die Veranstalter umschreiben den Wettstreit wie folgt:
Ein überschaubarer, stilvoller und gemütlicher Singewettstreit, der alljährlich bei einer Burg- oder Schlossanlage im Umland Bambergs stattfindet. Eingeladen sind Singegruppen und Zuhörer/innen aus allen Bünden.
Der Bamberger Singewettstreit findet vom 21.06.2013 – 23.06.2013 in Sandhof statt.