Bargteheider Schule

| Zeitsprung rückwärts, April 2010: Auf einer Nachfeier des Hamburger Singewettstreits kommt es zu unschönen Szenen, über die wir schon mehrfach berichteten. Patti (BdP Stamm Geisterburg aus Bargteheide) berichtet darüber im eisbrecher:

Zwei Mitglieder der bündischen Szene entdeckten die Freibünder auf der offiziellen Nachfeier und beschlossen daraufhin, die Veranstalter auf mehreren Wegen zu informieren. Sowohl bei Gesprächen mit den Pfadfindern am Einlass sowie, am Rande, mit einem Verantwortlichen des FCP (Anm. d. Red.: Freie Christliche Pfadfinder Hamburg) wurden deutliche Hinweise ignoriert. Danach machte sich eine Gruppe von fünf Pfadfindern auf den Weg zum Tanzen im ersten Stock, wo sie die Jugendlichen, die in ihrer Bundestracht erschienen waren, antrafen. Man beschloss, die tanzenden Freibünder auf das Verbot pinots aufmerksam zu machen, und forderte sie auf, die Nachfeier zu verlassen. Die acht Mitglieder des Freibunds nahmen daraufhin ihr Gepäck und verließen nach einiger Diskussion den Raum.“

Die Geschichte, daß man tanzende (!) Menschen auf ein „Verbot“ (Tanzverbot?) aufmerksam machen und augenscheinlich während des Tanzens darum bitten wollte, die Nachfeier zu verlassen, deren Veranstalter man noch nicht einmal selber war, klingt höchst sonderbar und mehr als geschönt. In einem anderen Erlebnisbericht stellt sich der Vorgang dann auch etwas anders dar:

Während des Volkstanzes wurden drei minderjährige Freibünder von einigen Mitgliedern des Schleswig-Holsteiner BdP-Stammes Geisterburg aus Bargteheide gewaltsam aus einem Tanzkreis herausgezogen. Dieser Vorfall ereignete sich nicht am Anfang der Nachfeier, sondern nach über zwei Stunden gemeinsamen Singens und Tanzens. Die Jugendlichen wurden sofort danach von den mindestens 5 bis 10 Jahre älteren BdP Pfadfindern umringt und man teilte ihnen in einschüchternder Weise mit, daß der Freibund unerwünscht sei und sie zu gehen hätten, da man hier sonst nicht feiern könne.“

Ein damals 16-jähriges Mädchen erinnert sich an das „aufmerksam machen“ wie folgt:

Irgendwann beim Tanzen hat mich einer am Arm gepackt und meinte ich soll mal mit raus kommen. Ich habe gesagt, dass ich gleich komme wenn der Tanz vorbei ist. Daraufhin hat er mich am Arm nach draußen gezogen und ein anderer hatte Ralf (14) mitgenommen, mit dem ich getanzt hatte. Die anderen von uns wurden dann auch nach und nach rausgebracht.

Trotz aller Widersprüche in der eigenen Berichterstattung, den anderslautenden Berichten von Betroffenen und Beobachtern und im vollständigen Kontrast zu anderen Erklärungen, die der Bund der Pfadfinder und Pfadfinderinnen (BdP) in den letzten Jahren in Fülle veröffentlicht hat, ist eine Distanzierung von oder eine Entschuldigung für diese Aktion („Eigenmächtiges oder gar gewalttätiges Handeln“) der eigenen Bundesmitglieder bisher ausgeblieben. So meint man wohl: Die Zeit heilt die Wunden. Auch vom selbst beantragten Dialogprozeß der Bünde hat sich der BdP derzeit zurückgezogen, ohne auch nur eine an ihn gerichtete Frage beantwortet zu haben.

| Zeitsprung in die Gegenwart, April 2015: Das Kopernikus Gymnasium Bargteheide (KGB) sagt auf politischen Druck eine Diskussionsveranstaltung ab. Die Oberstufe des Gymnasiums hatte zum Thema „Flüchtlingspolitik“ sowohl Flüchtlinge und Politiker geladen, darunter selbstverständlich auch Politiker mit Migrationshintergrund, was eigentlich mehr als nachvollziehbar und begrüßenswert sein müßte. Unter den Eingeladenen befand sich auch der aus dem westafrikanischen Benin stammende Achille Demagbo. Daß dieser jedoch für die Alternative für Deutschland (AfD) auf dem Podium sitzen sollte, erzürnte insbesondere den zum Jungpolitiker der Grünen gereifen Patrick „Patti“ R. Die Schule sah sich infolge der Drohungen gezwungen, von der Veranstaltung abzusehen und die Flüchtlinge, Politiker, Schüler, Lehrer und Interessierte wieder auszuladen. In der Pressemitteilung der Schule heißt es:

Die für morgen vorgesehene Podiumsdiskussion zum Thema „Die Zukunft der Flüchtlingspolitik“ muss leider abgesagt werden. Grund hierfür ist, dass es Aufrufe gibt, die Veranstaltung wegen der geplanten Anwesenheit der AfD zu boykottieren und zu stören.

Wir bedauern diese Absage sehr, da unsere Oberstufenschüler sehr viel Arbeit in Planung und Organisation der Veranstaltung investiert haben.“

Die Überraschung und Enttäuschung seitens der Veranstalter und Interessierten war groß. Die Freude auf Seite der „Kritiker“ ebenso, schließlich war der Protest „richtig&wichtig“.

 

Kommentare erschreckend? Ein Mitorganisator der Veranstaltung kommentierte dort:

Zuallererst, die Diskussion wurde nicht abgesagt aufgrund ihrer Argumente. Die Diskussion wurde abgesagt weil sie uns mehrfach deutlich machten dass sie mit allen Mitteln die Veranstaltung boykottieren und stören möchten. Da wir nicht wissen mit welchen Umfang und welchen Maßnahmen wir rechnen müssten, haben wir aus Rücksicht auf die Sicherheit alle SuS die Diskussion abgesagt.“

Patti äußerte sich zu seiner Motivation die Organisatoren der Diskussionsveranstaltung unter Druck gesetzt zu haben wie folgt:

Wir sind für eine inhaltsreiche und gute Debatte über das Thema “Flüchtlinge”, allerdings sind wir der Überzeugung, dass diese unter Beteiligung der AfD nicht stattfinden.
Wir haben daher das KGB aufgefordert, die AfD von der morgigen Veranstaltung auszuladen. Der zuständige WiPo-Lehrer hat sich bei uns gemeldet und erklärt, dass die Veranstaltung nicht abgesagt werden wird, wir aber gerne auf das Podium kommen können, um unsere Bedenken zu äußern. Da wir beide fordern, der AfD keinen meinungsschaffenden Raum auf einem Podium zu geben und wir beide darüber hinaus auch nicht in Bargteheide sind, läuft dieses Angebot ins Leere.
Ohne öffentlichen Druck wird die Schule die Veranstaltung stattfinden lassen, daher fordern wir dazu auf, dem KGB per Mail zu schreiben, damit sie die Veranstaltung absagen.
Sollte die Veranstaltung trotzdem stattfinden, dann empfehlen wir allen KGB’ler*innen der Oberstufe morgen Trillerpfeifen o.ä. mit in die Schule zu nehmen und die Veranstaltung gezielt und vor allem friedlich zu stören. Wenn ihr euch die Veranstaltung nicht anschauen wollt, dann raten wir euch, mit euren Eltern darüber zu sprechen. Die Grippewelle ist ja momentan auch im Umlauf. Auch andere Bargteheider*innen können die Veranstaltung gezielt, friedlich stören und/oder sich per Mail an das KGB wenden, damit rechtem Gedankengut in unserer Stadt in Zukunft kein Raum gegeben wird!“

Unterschrieben ist der Erklärungsversuch mit „Patrick R. und ein weiterer ex-Abiturient des KGB, der anonym bleiben möchte.“

KGB, MfS, Anonym, IM, … das Etikett ist doch egal. Hauptsache Ziel erkennen und „friedlich stören“.

Demokratie lebt vom Austausch und Dialog. Sich diesem zu versagen, oder schlimmstenfalls aktiv zu verhindern, heißt an den Grundpfeilern der Meinungsfreiheit zu rütteln.

Bildquellen: Screenshots von eisbrecher, facebook, twitter

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