zwölfdreizehnschnipseleien | september 13

september 1813

Dennewitz – Napoleons Ende in Preußen

Der Kaiser der Franzosen befand sich in der zweiten Augusthälfte 1813 im großen Feldlager der Franzosen bei Wittenberg an der Elbe. Von hier aus sollten seine Streitkräfte die „Rebellen-Hauptstadt“ Berlin wieder einnehmen und die Landverbindung zwischen Berlin und Hamburg auf Dauer sichern.

Der erste Vorstoß auf Berlin scheiterte in der Schlacht von Großbeeren am 23. August 1813. Alarmierend für Napoleon war die Tatsache, daß sich ein Teil „seiner“ sächsischen Regimenter dem Feind widerstandslos ergeben hatte. Marschall Ouidinot mußte wegen Großbeeren und des Verhaltens der Sachsen sein Kommando an Marschall Ney übergeben und sich diesem unterstellen lassen.

Ouidinots Verdienst blieb erhalten in seinem schnellen Rückzug, um der Vernichtung durch die Nordarmee unter Karl Johann zu entgehen.

Ney, den Napoleon den „Tapfersten der Tapferen“ oder auch den „Bravsten der Braven“ (im Sinne von Gehorsamkeit) nannte, sollte nun Berlin einnehmen. Mit Übernahme des Kommandos am 4. September ließ der Marschall in Richtung Jüterbog marschieren, mit drei Armee- und einem Kavalleriekorps. Marschall Bertrand bildete die Vorhut.

Am 5. September 1813 trafen die Franzosen mit ihren Verbündeten unter Marschall Bertrand bei Zahna (zwischen Wittenberg und Jüterbog) auf die vorgeschobene Stellung der 2. Division der Preußen unter Generalmajor von Dobschütz (Korps Tauentzien im Bestand der Nordarmee).

6 Bataillone Infanterie (davon 3 von der Landwehr) und 12 Geschütze konnten dem nun heftig einsetzenden Artilleriefeuer der Vorhut der Franzosen nicht standhalten. In einer später gerühmten Ordnung wurde der Rückzug auf Zalmsdorf angetreten. Hier standen die Hauptkräfte der 2. Division.

Der Oberbefehlshaber der Nordarmee, der Kronprinz von Schweden Karl Johann (Bernadotte), hatte sein Hauptquartier in der Burg Rabenstein aufgeschlagen. In der Nacht auf den 6. September wurde hier die Disposition zur Schlacht bei Dennewitz beschlossen. Auf dieser unebenen Sandfläche mit einzelnen Krüppel-Fichten, zwischen dem Dorf Dennewitz und der Kleinstadt Jüterbog gelegen, sollte sich nun das Schicksal Berlins entscheiden.

Um 09.00 Uhr ließ Marschall Ney die Schlacht mit einer Kanonade auf die preußische Artillerie eröffnen. Dem IV. Korps Tauentzien kam jetzt das III. Korps Bülow zu Hilfe. Zwei Sturmangriffe der Franzosen konnten zurückgeschlagen werden. Nach einem vierstündigen Duell mit den französischen Geschützbatterien war die preußische Artillerie zerschlagen. Die Preußen zogen sich bis 13.00 Uhr („1 Uhr nachmittags“) auf ihre zweite Linie zurück. Hier waren sie durch sumpfige Wiesen vor Umgehung gesichert.

Eine Verschärfung der Schlachtlage trat ein, als die französische Division Durutte die Hügelkette zwischen Dennewitz und Nieder-Görsdorf besetzte. Die Preußen wurden nun mit Kartätschen- und Gewehrkugeln überschüttet. Besonders die mit den Franzosen verbündeten Sachsen unter Reynier kämpften erbittert um die Wiederherstellung ihrer Ehre wegen der Ereignisse von Großbeeren.

Die erwartete Hilfe der Schweden und Russen in der Nordarmee traf nicht ein. Karl Johann nahm längere Zeit an, Napoleon selber würde vor Jüterbog stehen und die Schlacht leiten. In den Stäben dieser Alliierten herrschte auch die Meinung vor, daß „die Preußen ihre Hauptstadt gefälligst selber zu verteidigen hätten!“. Nun trat wieder einmal der „berühmte preußische Ungehorsam“ in Erscheinung.

General von Bülow bat seinen Vetter General von Borstel (5. Brigade des III. Korps) um Unterstützung in der Schlacht. Entgegen dem Befehl von Karl Johann setzte Borstel seine Brigade in Eilmarsch und traf gegen 16.00 Uhr („4 Uhr nachmittags“) bei Göhlsdorf ein. Ein verbissener Nahkampf zwischen den dort stehenden Sachsen und den eindringenden Preußen setzte um die Gehöfte ein. „Frieden“ herrschte lediglich am Dorfbrunnen, da Freund und Feind sich einigten, dort Wasser holen zu können. Die preußische Reserve-Kavallerie entschied dann das Gefecht um Göhlsdorf.

Die Franzosen unter Bertrand zogen sich zurück, da ihr Korps Ouidinot von Ney nicht auf Göhlsdorf zur Verstärkung angesetzt wurde, sondern auf die Wiedereinnahme von Rohrbeck – die auch nicht gelang. Auch Nieder-Görsdorf war am Nachmittag durch das 4. preußische Reserve-Infanterie-Regiment von den mit den Franzosen verbündeten Württembergern befreit worden. Die Schlacht war damit allein durch die Preußen der Nordarmee gewonnen worden. Napoleon zog seine Truppen über die Elbe nach Sachsen zurück.

Quelle: „Das Volk steht auf! 1813“ von Fritz Pistorius, Offizier der preußischen Landwehr in den Befreiungskriegen. Erschienen im Verlag Trowitzsch & Sohn in Berlin, 5. Auflage, ohne Jahresangabe.

 

Kriegsalltag 1813

Im Operationsgebiet der Armeen und deren Gliederungen wurde der ortsansässige Bauer und Bürger zu vielfältigen Hilfeleistungen herangezogen.

Die zeitweilige Unterbringung der Soldaten in den Ortschaften regelten die Bürgermeister in Absprache mit den Quartiermeisterabteilungen. Die Soldaten erhielten Quartierzettel mit der Nummer des zugewiesenen Hauses. Fünf bis acht Soldaten wurden einer Feuerstelle (Haushalt) überstellt. Offiziere nahmen Quartier in den Guts- und Pfarrhäusern. Bei der Kavallerie und berittenen Artillerie kam die entsprechende Anzahl Pferde hinzu. Die Verpflegung der Soldaten (Portionen) und der Pferde (Rationen) hatte durch die Hauswirte zu erfolgen. Diese erhielten dafür eine Entschädigung in Bargeld oder einen Schuldschein für eine spätere Einlösung.

Unterstützung fanden die Quartiergeber im Troß der Regimenter. Auf 1.000 Soldaten führten die Preußen einen zerlegbaren Feldbackofen mit, der auf zwei sechsspännigen Wagen transportiert wurde. Zum Aufbau benötigte die Feldbäckerei fünf Stunden und zum Anheizen zehn Stunden. Zum Holzsammeln kam die Dorfjugend zum Einsatz, die mit Brot entlohnt wurde. Gebacken wurde rund um die Uhr, in der Regel zwei Tage und Nächte, in 24 Stunden bis zu 2.250 Kilogramm Brot.

Auch zum Ausbessern der Straßen (Chausseen) konnte die Bevölkerung aufgerufen werden. Die Chausseen waren notwendig für die Fortbewegung der Artillerie und der umfangreichen Trosse.

Einem preußischen Infanterie-Regiment mit 1.600 Mann folgten 66 Pferde für Zelte und Geräte, 48 Pferde für die Brotwagen, 86 Pferde für die Packtaschen der Offiziere und 70 Reit- und Zugpferde für Kutschen. So sorgten zerbrochene Wagenräder und verlorene Hufeisen für reichliche Arbeit bei den Wagenbauern (Wagnern) und Hufschmieden. Bei einer gefüllten Kriegskasse ein willkommenes Zubrot für das örtliche Handwerk.

Nach Einquartierungen stiegen auch die Geburtenzahlen. Bei geborenen Jungen wurde die fremde Herkunft oft „abgesegnet“, da diese spätere Arbeitskraft dem Wohle des Hausstandes und damit der Ortschaft diente. Mädchen erging es schlechter. Diese mußten später Hausstand und Ort verlassen, um ihr Glück als Hausmädchen auf einem Gut oder in der Stadt zu finden.

Quelle: Schulz „Geschichte der Kriege in Europa seit dem Jahre 1792“, 15 Bände, Berlin und Leipzig, 1827 bis 1853.

 

schlacht auf dem eriesee – 10. september 1813

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september 1913

Abstinenzbewegung in Leipzig

Neben dem Deutschen Bund abstinenter Studenten, welcher einer der Ideengeber des  alkoholfreien Jahrhundertfestes auf dem Hohen Meißner war, finden sich in der Abstinenzbewegung zahlreiche Bünde für unterschiedlichste Interessengruppen zusammen. Eine dieser Gruppen ist der Deutsche Bund abstinenter Frauen. Auch dieser Bund läßt sich von den anstehenden Feierlichkeiten inspirieren. Die sächsische Landesvorsitzende Gustel von Blücher ist von den Ausmaßen des Völkerschlachtdenkmals in Leipzig so beeindruckt, daß sie meint, es müsse in Leipzig auch ein Denkmal für die Befreiuung vom „inneren Tyrannen“, dem Alkohol, geben. Schon einen Monat darauf beschließt die Generalversammlung des Vereins den Bau eines alkoholfreien Erfrischungshauses unweit des Völkerschlachtdenkmals. Als Namenspatin des Hauses wählt man die preußische Königin Luise, welche zur Zeit der napoleonischen Besatzungszeit lebte. Den Architekten Lossow und Kühne, die auch den berühmten Leipziger Hauptbahnhof entwarfen, gelingt es, das Königin-Luise-Haus einige Wochen vor den Festlichkeiten in Leipzig fertigzustellen. Die feierliche Eröffnung der abstinenten Erholungsstätte wird am 18. September 1913 begangen. Fortan finden im Haus neben der alkoholfreien Gastwirtschaft auch Vorträge, Mütterabende und weitere Veranstaltungen statt. Im ganzen Land gibt es ähnliche Häuser, die in bezug auf die Gründerin des Vereins Ottilien genannt werden.

Quelle: Deutscher Frauenbund für alkoholfreie Kultur e.V.

 

 

 

Erster Deutscher Herbstsalon

Am 20. September 1913 eröffnet die avantgardistische Kunstausstellung „Erster Deutscher Herbstsalon“ in den „Lepke-Räumen“ in Berlin unweit der Galerie „Der Sturm“. Die Ausstellung orientiert sich an der 10 Jahre zuvor veranstalteten Ausstellung „Salon d`Automne“ in Paris. Gleichzeitig ist sie eine Kontrastveranstaltung zur 1912 in Köln durchgeführten Sonderbundaustellung.

Der Initiator Herwarth Walden bringt in Berlin Avantgardisten aus Deutschland, Amerika, Holland, Österreich, Frankreich, Italien, Rußland und der Schweiz zusammen. Darunter sind auch einige Vertreter des „Blauen Reiters“. Dagegen können Künstler der wenige Monate zuvor aufgelösten Künstlergruppe „Die Brücke“ trotz Korrespondenz nicht gewonnen werden.

Eine Fortsetzung der Ausstellungsreihe wird durch den Ausbruch des Ersten Weltkrieges verhindert. Die Erstauflage muß sich zahlreiche Kritiken gefallen lassen. So klassifiziert der sozialdemokratische Vorwärts die ausstellenden Künstler als „Hottentotten im Oberhemd, eine Horde farbenspritzender Brüllaffen“. Andere meinen, im Herbstsalon seien „die talentlosen in Reih und Glied aufgestellt“. Im Simplicissimus erscheint die eher humoristische Rückbetrachtung:

futuristisch-kubistisch-psychopathisch-neopathologischen Berliner Herbstsalon
simplicissimus nr. 28, oktober 1913, seite 450

 

Bundestage von Wandervögeln und Wanderern

Am 21. September 1913 findet in Kassel der Bundestag des Wandervogel e.V. (E.V.) statt, auf dem Schuldirektor Dr. Edmund Neuendorff zum neuen Bundesleiter gewählt wird. Da die neue Bundesleitung eine Beeinflussung der Wandervögel durch andere Teilnehmer des „Ersten Freideutschen Jugendtages“ befürchtet, zieht sich der „Einheitsbund“ wenige Tage vor dem Fest aus dem Veranstalterkreis zurück. Dennoch ziehen viele Wandervögel des E.V. auf den Hohen Meißner und widersetzen sich so den Forderungen der frisch gewählten Bundesleitung.

Der Bund Deutscher Wanderer (BDW) kommt vom 22. bis 24. September 1913 zum außerordentlichen Bundestag in Celle zusammen. Hans Gieschen aus Lübeck wird hier zum neuen Bundesleiter gewählt. Der BDW bekennt sich auch unter neuer Führung zum Ersten Freideutschen Jugendtag und wird neben der Deutschen Akademischen Freischar einer der treibenden Bünde hinter den Feierlichkeiten sein.

Quellen: Kindt, Werner; Dokumentation der Jugendbewegung II; Der Wandervogel; 1968 Köln

Wandervogel Fahrtenblatt Ems-Weserland, Oktober 1913

 

Buch 1913 – Der Sommer des Jahrhunderts

Der Sommer und damit das Sommerloch neigt sich auch in Illies’ Werk seinem Ende zu. Die Geburten des Monats sind dem Autor gerade einmal zwei Zeilen wert. Über den Tod und die Todessehnsucht anderer Zeitgenossen füllt er dagegen ganze Absätze. Inwiefern dies der nihilistischen Zeit, dem nihilistischen Autor oder gewollter Dramatik geschuldet ist, darüber kann man nur spekulieren. Doch der Frühherbst hält neben Massaker, Mißgunst und Mißbrauch auch Freude und Liebe parat. Kafka, seine hübsche Schweizerin und natürlich auch Felice in der Ferne wären wohl wenig amüsiert, wenn sie wüßten, daß ihr intimes Treiben auf dem Gardasee so viele begeisterte Leser finden würde. Dann doch lieber anonym und dennoch boulevardesk weiter: Zeppeline stürzen ab, und Tucholskys Zeitschriftenprojekt „Orion“ bleibt eine Idee mit vielen Namen. Selbstverständlich wird auch umfassend der Erste Deutsche Herbstsalon erwähnt. Laut Illies ist er eine „Sensation“. Da die Öffentlichkeit, wie schon erwähnt „empört bis wütend“ reagiert, beschimpft August Macke die Kritiker als „Schweinehunde“ und „Sauzeitungsbengel“. Auch wenn sich die Veranstalter wünschen, „Kunstausstellungen müssen gegen den Willen der Kunstkritiker besucht werden“, bleibt die erhoffte Resonanz aus, der Salon wird ein finanzielles Desaster. Allen Mißerfolgen zum Trotz scheint der September 1913 ein Monat des Beginnens zu sein: erste Filmrolle Charles Chaplins, erste Zeitung Bertholt Brechts, neue Relativitätstheorien von Albert Einstein, erste Buchveröffentlichungsideen Carl Schmitts, erste Trompetentöne von Louis Armstrong, die Grundsteinlegung des Goetheanums nahe Basel. Letzteres wird in der neutralen Schweiz vom Krieg verschont und fällt dennoch zehn Jahre später den Flammen zum Opfer.

 

september 2013

6.-8. September 2013 | Archivwerkstatt auf Burg Ludwigstein

Die Archivwerkstatt „Meißner `38 – Unbequemes Denkmal“ beschäftigt sich mit der Jugendburg Ludwigstein zur Zeit des Nationalsozialismus und findet vom 6. bis 8. September 2013 statt. In der Einladung heißt es:

“Wie 1963 (50 Jahre Jugendtag) und 1988 gab es im kleinen Rahmen auch 1938 (25 Jahre) und 1943 (30 Jahre) Jubiläumstreffen auf der Jugendburg und auf dem Hohen Meißner. Vor dem Hintergrund des im Oktober 2013 anstehenden 100jährigen Jubiläums des Freideutschen Jugendtages von 1913 (Meißnerformel) sind Interessierte eingeladen, sich im Rahmen unserer Archivwerkstatt mit den Ludwigsteiner Ereignissen und Protagonisten während des Nationalsozialismus zu beschäftigen.”

Weitere Informationen gibt es hier!

 

6-8. September 2013 | 8. Jugendstilfestival in Bad Nauheim

Auf den Seiten der Stadt lesen wir hierzu:

„Einmal im Jahr wird die Blütezeit des einstigen Weltbades wieder lebendig, wenn Bad Nauheim sein Jugendstilfestival feiert. In diesen Tagen erfreuen sich Jugendstil- und Nostalgiefans an Kleidung, Tanz und Spielen wie anno dazumal oder erfahren durch Vorführungen historischer Handwerksarbeiten, Vorträge und Ausstellungen, wie die Reformbewegung des Jugendstil Gesellschaft und Kultur beeinflusst hat.“

Näheres gibt es hier.

 

26. September 2013 – 19. Januar 2014 | Sonderausstellung im Germanischen National Museum in Nürnberg

Die Ausstellung (Aufbruch der Jugend. Deutsche Jugendbewegung zwischen Selbstbestimmung und Verführung) zeichnet den Weg der Jugendbewegung von ihrem Aufbruch um 1900 bis zum ersten Open-Air-Festival 1964 nach. In der Ankündigung des Museums heißt es:

„2013 jährt sich zum 100. Mal das sogenannte „Fest der Jugend“ auf dem Hohen Meißner. Das Germanische Nationalmuseum nimmt dies zum Anlass für eine große Sonderausstellung, die erstmals die Geschichte der Jugendbewegung umfassend zeigt. Rund 400 Exponate, darunter Gemälde, Fotografien, Kleidung sowie Film- und Hörstationen zeichnen den Weg der Jugendbewegung von ihren Anfängen bis in die 1960er Jahre nach. Jugend stand schon um 1900 für Aufbruch und Erneuerung, für Zukunft und Visionen. Jugendliche aus bürgerlichen Kreisen begehrten gegen die Elternwelt auf. Viele ihrer Ziele trafen sich mit den Forderungen der Lebensreformbewegung: Vegetarische Ernährung, alkoholfreie Getränke und zwanglose Kleidung standen für eine naturnahe Lebensweise. Junge Leute schlossen sich in Bünden wie dem „Wandervogel“ zusammen. Gemeinsame Fahrten, Wanderungen und Gesang stärkten das Gruppengefühl.“

Weitere Informationen finden sich auf der Seite des Museums.

 

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  1. Kai sagt:

    Der Deutsche Bund abstinenter Frauen gehörte zu den ersten anerkannten Frauenvereinigungen im deutschen Staatenbund. Unterstützung fanden die engagierten Damen durch die evangelische Kirche und die Eigentümer der Manufakturen und Fabriken. Der verbreitete starke Alkoholkonsum gefährdete bereits bemerkbar den Zusammenhalt der Familien und die Arbeitsleistung der Beschäftigten.

    Alkohol war in dieser Zeit ein anerkanntes Nahrungsmittel der Bauern und Kleinbürger und half die Lebensmittelknappheit bei Mißernten zu überbrücken. Die häufigen Kriege begünstigten Produktion und Verbrauch hochprozentiger Alkoholika als Teil des Soldes und bei der Wundbehandlung als Betäubungs- und Desinfektionsmittel der Feldärzte.
    Daraus entwickelte sich durch die Jahrhunderte eine Trinkkultur, die bereits in germanischer Vorzeit berüchtigt war. Zyniker leiten daraus die “Erkenntnis” ab: der Motor der Geschichte wird mit Alkohol betrieben!
    Die zunehmende Verbreitung von Bier und Wein drängte zumindestens den reinen Schnapsverbrauch zurück. Gegen “Schwarzbrennen” wurde polizeilich eingeschritten und die reichsweite Branntweinsteuer von 1885 halbierte nahezu den (offiziellen) Verbrauch.

    Das Problem Alkoholmißbrauch dauert an. Statistisch ausgewiesen sind im heutigen Deutschland 1,3 Millionen Alkoholkranke, darunter 750.000 Frauen. Die höchste Gefährdungsgruppe stellen Frauen dar zwischen dem 45. und 54. Lebensjahr, die der Doppelbelastung zwischen einer höheren beruflichen Tätigkeit und der eigenen Familie ausgesetzt sind.
    Das inzwischen renovierte Königin-Luise-Haus in Leipzig-Stötteritz führt deshalb die Sinnbestimmung der Gründergesellschaft weiter.

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