Die Weiße Rose und der Widerstand aus der bündischen Jugend

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Von Wolfram

„Es lebe die Freiheit!“ Dies waren die letzten Worte, bevor Hans Scholl vor 70 Jahren diese Welt verlassen mußte. Am 22. Februar 1943 wurden er und seine Schwester Sophie gemeinsam mit Christoph Probst wegen ihrer Mitarbeit in der studentischen Widerstandsgruppe Weiße Rose hingerichtet. In einem zweiten Prozeß wurden die übrigen Mitglieder Alexander Schmorell und Willi Graf sowie der Universitätsprofessor Kurt Huber zum Tode verurteilt.

Doch was bewegte die Studenten, sich den Gefahren des Widerstands auszusetzen und dabei ihr Leben aufs Spiel zu setzen? Aus einem christlich-liberalen Elternhaus stammend, beschäftigten sie sich schon früh mit Literatur, später auch mit Philosophie. Zudem kam die Mehrheit der Mitglieder der Weißen Rose aus der Bündischen Jugend. Zu Beginn des Nationalsozialismus konnten die Bündischen neben der Hitlerjugend noch weiterbestehen. Im Sommer 1933 wurden sie dann jedoch verboten und lebten allenfalls im Geheimen weiter. Die jugendbewegte Einstellung spielte jedoch für die politische Entwicklung vieler Mitglieder der Weißen Rose eine entscheidende Rolle. Nachfolgend möchte ich die einzelnen Mitglieder unter besonderer Berücksichtigung ihrer Verbindung zur Jugendbewegung vorstellen.

Besonders prägend innerhalb der Weißen Rose waren die Geschwister Scholl. Anfangs nahmen sie, gegen den Willen ihrer Eltern, noch begeistert am Gruppenleben in der Hitler-Jugend teil. Hans Scholl übernahm schnell Führungspositionen im Jungvolk. Die Ulmer Jungvolkgruppe war im Gegensatz zu anderen Ortsgruppen bündisch geprägt. Dies lag vor allem an Max von Neubeck, einem ehemaligen Mitglied der dj.1.11 (Deutsche Jungenschaft), der diese Gruppe 1933 aufgebaut hatte. Auf Fahrt ging es mit der schwarzen Kohte und am Lagerfeuer wurden bündische Lieder gesungen. Nachdem sich die Gruppe 1936 jedoch von diesen Formen löste, lebte Hans Scholl sie mit etwa zehn Schülern in seinem Fähnlein (innerhalb der HJ) trotzdem weiter. Wegen Fortsetzung der bündischen Umtriebe wurde gegen ihn ein Verfahren eröffnet, und er trat aus der HJ aus.

Ein weiteres Mitglied der Weißen Rose war Willi Graf. Aus einem katholisch geprägten Elternhaus stammend wurde er mit elf Jahren Mitglied des katholischen Schülerbundes Neudeutschland, der auch die Themen der Bündischen Jugend vertrat. Nach dem Verbot der Jugendverbände schloß er sich dem Grauen Orden an, der als geheimer Zusammenschluß vieler ehemaliger Bündischer agierte und in dem die Mitglieder nach eigenen Lebensformen suchten.

Alexander Schmorell und Christoph Probst kannten sich schon aus ihrer gemeinsamen Zeit auf einem Münchner Gymnasium. Gemeinsam unternahmen sie Wanderungen und Bergtouren, beschäftigen sich mit Philosophie und russischer Literatur. Lebensfreude und Freiheitswillen prägten ihre Jugendzeit. Als Schmorell zur Wehrmacht einberufen wird und den Eid auf Hitler leisten soll, bittet er um Entlassung. Probst führt mit seinen Lehrern Gespräche und verurteilt dabei den Antisemitismus scharf. Er wird als kritisch urteilender Schüler charakterisiert.

Alle diese Einzelpersonen treffen schließlich im gemeinsamen Medizinstudium in München aufeinander und schließen Freundschaft. In den Semesterferien werden die angehenden Ärzte immer wieder an die Front geschickt, um Verwundete zu versorgen. Die Fronterfahrung mit ihrem menschlichen Elend bewegt sie sehr. Durch Freunde und Bekannten erfahren sie zudem von der Verfolgung gegenüber jüdischen Mitbürgern und Regimegegnern. Der Münsteraner Bischof Clemens August Graf von Galen prangert in seinen Predigten, die sie schriftlich erhielten, die Euthanasie der Nationalsozialisten an. Im Sommer 1942 beschließen Hans Scholl und Alexander Schmorell, daß sie nicht länger zusehen wollen und handeln müssen. Von Juni bis Mitte Juli werden die ersten vier Flugblätter im Raum München verteilt: damit wird zum passiven Widerstand gegen das NS-Regime aufgerufen.

Im Juli 1942 werden sie an die Ostfront abkommandiert, wo die jungen Mediziner in einer Studentenkompanie eingesetzt sind. Von seinem kurzen Aufenthalt in Warschau berichtet Hans Scholl Folgendes: „Die Stadt, das Ghetto und alles Drum und Dran hatte auf alle einen entscheidenden Eindruck gemacht.“ Mit Schmorell, der in Rußland geboren war und russisch spricht, lernen sie in ihrer dienstfreien Zeit Land und Leute schätzen, beginnen aber auch das Ausmaß von den Deportationen und Verbrechen gegenüber den Juden hinter der Front zu begreifen.

Die Katastrophe von Stalingrad wird zum Anstoß ihres sechsten Flugblattes. In ihren Augen kann der Krieg nicht mehr zu gewinnen sein, sondern nur noch verlängert werden. Hans Scholl sagt beim Gestapoverhör aus: „(…) Nachdem ich geglaubt hatte, daß die militärische Lage nach der Niederlage an der Ostfront und dem ungeheuren Anwachsen der militärischen Macht Englands und Amerikas eine siegreiche Beendigung des Krieges unsererseits unmöglich ist, gelangte ich nach vielen qualvollen Überlegungen zu der Ansicht, daß es nur noch ein Mittel zur Erhaltung der europäischen Idee gebe, nämlich die Verkürzung des Krieges. Andererseits war mir die Behandlung der von uns besetzten Gebiete und Völker ein Greuel. (…)“

Ihr letztes Flugblatt verteilt die Weiße Rose in München und beschließt am Ende der Aktion den Rest der Auflage an der Universität München auszulegen. Am Vormittag des 18. Februar 1943 werden die Geschwister Scholl dabei ertappt, als Sophie die restlichen Flugblätter über die Brüstung in den Lichthof wirft. In einem kurzen Prozeß werden beide gemeinsam mit Christoph Probst durch Roland Freisler am Volksgerichtshof zum Tode verurteilt.

Was bleibt in Erinnerung an die Weiße Rose? Sie als antifaschistische Studentengruppe abzustempeln, wäre freilich zu einfach. Vielmehr ist es die Sorge um Volk, Nation und Freiheit, die sich ihrer Ansicht nach durch die Machthaber in Gefahr befinden und sie in die Opposition führt. Denn als Staatsbürger, so wird Hans Scholl beim Verhör zitiert, könne er das Schicksal seines Volkes nicht gleichgültig hinnehmen. Den Preis für ihren Widerstand bezahlen sie schließlich mit ihrem eigenen Leben – einem Leben, das geprägt war von der Suche nach Freiheit und Selbstbestimmung – jene Beweggründe, die sie auch schon in der Bündischen Jugend begleitet haben.

Seit 1997 erinnert an der Ludwig-Maximilians-Universität in München eine Gedenkstätte an das Schicksal der Weißen Rose. Daneben befinden sich im Lichthof ein Relief mit der Abbildung aller Mitglieder und eine steinerne weiße Rose.

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Weitere Informationen und Veranstaltungshinweise zur Weiße Rose finden sich auf den Seiten der Weiße Rose Stiftung

Der Wortlaut aller 6 verteilten Flugblätter und weitere Hintergrundinformationen lassen sich bei der Bundeszentrale für politische Bildung einsehen.

 

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  1. Die technische Rekonstruktion bezüglich der verwendeten Apparaturen die vom Widerstandskreis um Hans Scholl und Alexander Schmorell nach dem Krieg Weisse Rose benannt eingesetzt wurden, lässt sich auf meiner Webseite nachlesen.

    Weil das 5. Flugblatt das neue Europa beschreibt, wurde dieses Flugblatt originalgetreu auf einem baugleichen ROTO-PREZIOSA vervielfältigt. Auf alle technischen Probleme, die bei der Vervielfältigung auftreten konnten, wurde eingegangen. Insbesondere wurde der Irrtum bezüglich des verwendeten Vervielfältigungsverfahrens, geklärt. Das Projekt ist noch nicht abgeschlossen, es finden sich immer wieder neue ungeklärte Fragen.

    Widerstandskreis um Hans Scholl und Alexander Schmorell “Weisse Rose”
    Publikation über die verwendeten Schreibmaschinen und Vervielfältigungsapparate

    http://www.qsl.net/dl8gbk

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