zwölfdreizehnschnipseleien | märz 13

märz 1813

Stiftung des Eisernen Kreuzes

Die Stiftung des Eisernen Kreuzes vom 10. März 1813 entstand nach einer Handzeichnung des Königs Friedrich Wilhelm III.. Der Preußenkönig wollte den bevorstehenden Krieg gegen Napoleon mit der Erinnerung an seine 1810 verstorbene Frau Luise verbunden wissen. Die Demütigungen der Königin durch den „korsischen Emporkömmling“ sollten gesühnt werden. Symbolisch erhielt die Königin posthum die Nummer 1 des Eisernen Kreuzes. Scharnhorst beauftragte Schinkel, die Skizze des Königs in eine „künstlerisch annehmbare Form“ zu bringen. Diese neue Kriegsauszeichnung sollte nach dem Willen Friedrich Wilhelms III. nur für die Dauer des Krieges gegen Napoleon verliehen werden. Nur deshalb ließ er sich auf „Neuerungen“ bei der Verleihung ein, die es bisher in Preußen nicht gegeben hatte. Das Eiserne Kreuz in 3 Rangstufen konnte jeder Krieger erhalten ohne Beachtung des Dienstgrades, der sozialen Herkunft und der Religion. Sogar für Frauen gab es wie für Männer auch eine „zivile“ Variante am weiß-schwarzen Bande, der Würdigung mit dem Eisernen Kreuz 2. Klasse entsprechend. Als Symbol dieser „Gleichheit“ wurde die Auszeichnung aus Gußeisen geprägt. Allerdings blieb in der Praxis die Form des Halsordens (Großkreuz) den Feldherren vorbehalten. Das Eiserne Kreuz 1.Klasse (EK I) erhielten (zwischen 1813 und 1815) 668 Militärangehörige verliehen, das Eiserne Kreuz 2.Klasse (EK II) 8.542. Die Auszeichnung am weiß-schwarzen Band wurde an 374 Preußen vergeben. Erstmalig wurden in dieser Zeit auch 82 Juden mit dieser Kriegsauszeichnung gleichberechtigt geehrt.

AUFRUF des Königs von Preußen “An Mein Volk” zur Bildung der Landwehr und des Landsturmes.

AUFRUF des Königs von Preußen “An Mein Kriegsheer” zum Beginn des “letzten entscheidenden Kampfes für des Vaterlandes Unabhängigkeit”.

 

Rehabilitierung des Generalleutnants York

Die Kabinettsorder des Königs von Preußen vom 12. März 1813:

„Da Sie wegen der mit dem Russisch-Kaiserlichen General von Diebitsch abgeschlossenen Konvention durch eine Kommission, bestehend aus dem Generalleutnant v. Diericke und den Generalmajors v. Sanitz und v. Schuler, für vorwurfsfrei erkannt worden sind, so habe Ich darüber den anliegenden Parolebefehl hier erlassen und trage Ihnen auf, denselben auch allen unter Ihrem Befehl stehenden Truppen bekannt machen zu lassen.

Der Armeebefehl lautet:

Nachdem Ich durch die von Generalleutnant v. York eingereichte Rechtfertigung der mit dem Russisch-Kaiserlichen General v. Diebitsch in Tauroggen abgeschlossenen Konvention und durch das Urteil der zur Untersuchung dieser Sache ernannten Kommission, aus dem Generalleutnant v. Diericke und den Generalmajors v. Sanitz und v. Schuler bestehend, Mich überzeugt habe, daß der General v. York wegen jener Konvention in jeder Hinsicht ganz vorwurfsfrei und zu ihrer Annahme nur durch die Umstände, welche den verspäteten Abmarsch des zehnten Armeekorps aus seiner Stellung vor Riga veranlaßten, durch die gänzliche Trennung des zehnten Armeekorps in sich und durch die in jener Lage sehr vorteilhaften Bedingungen der ihm angetragenen Konvention bewogen worden ist, so mache Ich solches der Armee hierdurch bekannt mit dem Beifügen, daß Ich den Generalleutnant v. York solchen nach nicht nur in dem Kommando des ihm untergebenen Armeekorps bestätige, sondern ihm auch zum Beweise Meiner allerhöchsten Zufriedenheit und Meines ungeteilten Vertrauens auch noch den Oberbefehl über die Truppen des Generalmajors v. Bülow übertragen habe.

Breslau, den 11. März 1813

Friedrich Wilhelm III.“

Quelle: Johann Gustav Droysen, “York von Wartenburg – Ein Leben in preußischer Pflichterfüllung”, Paul Franke Verlag Berlin, S. 261/262 (antiquarische Ausgabe, ohne Jahreszahl).

Einmarsch des Yorkschen Korps in die preußische Hauptstadt Berlin

Im Lager von Weißensee wurde der königliche Armeebefehl vom 11. März 1813 den Soldaten des Yorkschen Korps am 16. des Monats verlesen. Die Bedeutung des Vertrages von Breslau und Kalisch (27. und 28. Februar 1813) mit Rußland wurde den versammelten Truppen ebenfalls mitgeteilt. Damit wurde hier vor Berlin die erste offizielle Kundgebung zum Kriegsbeginn gegen Frankreich und seinen Verbündeten abgehalten.

Tags darauf marschierte das Korps in Richtung des Neuen Königstores der Haupt- und Residenzstadt Berlin. Als besondere Ehrerweisung für York ritten der Prinz Heinrich von Preußen, Yorks Vorgesetzter Graf Wittgenstein und der russische Gouverneur von Berlin, Fürst Repnin, mit ihren Gefolgen den Preußen entgegen. York zeigte sich, wie immer, kühl und abweisend den Huldigungen gegenüber. Als erstem preußischen Feldherren überhaupt hatte ihm Kaiser Alexander I. von Rußland den „Alexander-Newsky-Orden“ verliehen und die damit verbundene „Hoffähigkeit“ vor dem Zarenthron. Eisige Verachtung zeigte York (nicht der Zar…) der angetretenen Berliner Bürgergarde, die inzwischen genauso eifrig den Russen zu Diensten war wie vorher den Franzosen. Vor dem Berliner Stadtschloß fand zum Abschluß des feierlichen Einzuges eine Parade der Yorkschen Truppen statt. Die mitgeführten ca. 2.000 Verwundeten und Kranken fanden Aufnahme in den städtischen Hospitälern. Die Soldaten, Unteroffiziere und Offiziere konnten für acht Tage Quartier nehmen in Berlin, Potsdam und Beelitz. Die Geburtenrate hatte sich danach für Berlin und die nahe Umgebung deutlich verbessert.

Buchhinweise:

In guter Tradition sei auf eine Neuerscheinung und ein schon etwas älteres Buch zum Thema 1813 hingewiesen. Zum einen erschien am 1. Februar letzten Jahres im Theiss Verlag das Buch „1813 – Napoleon, Metternich und das weltgeschichtliche Duell von Dresden“ von Günter Müchler, zum anderen erscheint am 14. März diesen Jahres der geschichtliche Roman „1813 – Kriegsfeuer“ von Sabine Ebert im Knaur HC Verlag. Auf den Klappen ist zu lesen:

1813 – Napoleon, Metternich und das weltgeschichtliche Duell von Dresden von Günter Müchler

„Am 26. Juni 1813 trafen sich im Palais Marcolini in Dresden die großen Kontrahenten Napoleon und Metternich zu einer achtstündigen Unterredung. Nach der Katastrophe in Russland steht für den Kaiser alles auf dem Spiel: Ausgleich mit Österreich oder aber Aufstand Europas und sein Untergang? Napoleon bleibt dem Gesetz des Eroberers treu. Ausmanövriert von Metternich weicht er keinen Schritt von seinen Ansprüchen zurück – keine vier Monate später bricht sein europäisches Großreich in der Völkerschlacht bei Leipzig zusammen. Günter Müchler beschreibt diese historische Konfrontation von Tatmensch und Diplomat, neuer Zeit und Ancien Régime spannend wie ein Drama. Er zeichnet den unterschiedlichen Lebensweg der beiden Gegenspieler bis 1813 nach. Und er schildert die Ereignisse zwischen dem Untergang der Grande Armée im Winter 1812 in Russland und der Leipziger Entscheidungsschlacht im Herbst 1813.“

1813 – Kriegsfeuer von Sabine Ebert

„Frühjahr 1813: Europa stöhnt unter Napoleons Herrschaft. Nach der dramatischen Niederlage der Grande Armée gehen Preußen und das Zarenreich zum Gegenangriff über. Im ausgebluteten Sachsen müssen die Menschen Entscheidungen treffen, die ihr Leben unwiderruflich verändern werden: eine Mutter, die verzweifelt auf die Rückkehr ihrer Söhne hofft, ein General, der seinen Kopf riskiert, damit sich Sachsen den Alliierten anschließt, eine Gräfin, die aus Liebe zur Spionin Napoleons wird, zwei Studenten, die zu den Lützowern wollen, die junge Henriette auf der Flucht vor Plünderern. Die Menschen ersehnen den Frieden, während die Herrscher insgeheim Europa längst unter sich aufgeteilt haben und so eine gewaltige Schlacht heraufbeschwören.“

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märz 1913

Die proletarische Jugend protestiert

Am 2. März 1913 veranstaltet die proletarische Jugend in Stuttgart eine Kundgebung gegen den Jungdeutschlandbund, dessen Parade zeitgleich von Generalfeldmarschall von der Goltz abgenommen wird. In den Blättern der Arbeiter-Jugend liest man zur Gegenveranstaltung:

Unter jubelnder Begeisterung kennzeichneten die Redner den vom Jungdeutschlandbund betriebenen Mordpatriotismus und die Untertanenknechtseligkeit, die er predigt, und feuerten die Jugend zu selbstständiger Denkart im Sinne der proletarischen Solidarität, der Völkerverbrüderung und der Demokratie an.“

Quelle: Arbeiter-Jugend, Nr. 6, erschienen am 15. März 1913

 

Gartenstadt in Australien

Am 12. März, einen einzigen Monat nach dem ersten Spatenstich, wird die geplante Hauptstadt Australiens „Canberra“ getauft. Die auf grüner Wiese geplante „Busch-Hauptstadt“ basiert auf den Ideen der Gartenstadtbewegung, die zur gleichen Zeit auch in Europa, insbesondere in der Reformbewegung, ihre Anhänger und Umsetzung fand.

Auslöser für die Neugründung war der gärende Streit zwischen den Städten Melbourne und Sydney um die Vormachtstellung auf dem Kontinent, die durch den Kompromiß beigelegt werden konnte. Eine verrückte und zugleich faszinierende Idee, könnte man aus der Ferne meinen, doch auch in Deutschland gab es nach dem Zweiten Weltkrieg die Idee, eine neue Hauptstadt eines vereinigten Deutschlands auf neutralem Boden zwischen Bonn und Berlin zu errichten. Doch „Hohenmeißner“ sollte eine „verrückte und zugleich faszinierende“ Idee bleiben.

 

Deutschlandweite Erinnerungsfeiern

Anläßlich des 100. Jahrestages des Beginns der preußischen Befreiungskriege gegen die napoleonische Fremdherrschaft findet am 10. März 1913 im Berliner Lustgarten am Denkmal König Friedrich Wilhelms II. eine Gedenkfeier statt. Hier kommt es zu einer Ansprache des deutschen Kaisers Wilhelms II.

Am gleichen Tag veranstaltet das Pfadfinderkorps „Jung-Mannheim“ eine Erinnerungsfeier, zu deren Anlaß Stabsarzt Dr. Alexander Lion einen Lichtbildervortrag über die Befreiungskriege hält.

Ein Woche später und aus gleichem Anlaß veranstaltet die „Vaterländische Gesellschaft zur Verbreitung von Geschichtskenntnissen“ (am 16. März) einen Fackelzug durch Berlin, an dem sich mehrere tausend Personen beteiligen. Vor dem königlichen Schloß nimmt abermals der deutsche Kaiser Wilhelm II. den Vorbeimarsch der Teilnehmer ab.

Am 23. März veranstaltet der Bayrische Wehrverein (Vorgängerbund der Pfadfinderbewegung in Bayern und zu diesem Zeitpunkt Kooperationspartner des Deutschen Pfadfinderbundes) bei der Kelheimer Befreiungshalle die erste große Feier in Bayern zur Erinnerung an die sogenannten Befreiungskriege vor damals 100 Jahren.

Quelle: Stephan Schrölkamp, Gründerväter der Pfadfinderbewegung, 2004 Baunach, ua. Seite 52; zudem http://www.chroniknet.de

Rund um den Balkan brodelt es

Griechische Truppen besetzen am 15. März die vor der Westküste des Osmanischen Reiches liegende Insel Samos.

Während eines Spaziergangs fällt König Georg I. von Griechenland in Saloniki am 18. März einem Attentat zum Opfer. Als Täter wird der griechische Anarchist makedonischer Abstammung Alexander Schinas festgenommen. Konstantin, der älteste Sohn König Georgs I., tritt die Thronnachfolge an. Er ist mit Sophie von Preußen verheiratet, einer Schwester des deutschen Kaisers Wilhelms II.

An der albanischen Küste wird der österreichische Dampfer „Skodra“ von montenegrinischen Truppen am 19. März völkerrechtswidrig festgehalten. Auf Grund der zunehmenden Spannungen zwischen Österreich-Ungarn und Montenegro führt die österreichisch-ungarische Flotte ein Manöver vor der montenegrinischen Küste durch.

Ostern 1913 – Von der Idee zur Tat

Zu Ostern 1913 bekam die Idee vom alternativen Jahrhundertfest einen wesentlichen Antrieb. Auf dem Bundestag der Deutschen Akademischen Freischar (DAF) in Jena machte ein Gast, welcher Mitglied des Deutschen Bundes abstinenter Studenten (DBaSt) war, den Vorschlag einer würdigen, insbesondere alkoholfreien, Gedenkveranstaltung zu Ehren der Völkerschlacht bei Leipzig. Dieser Vorschlag wurde mit Begeisterung aufgenommen, und fortan sollte die DAF treibende Kraft hinter den Vorbereitungen des Ersten Freideutschen Jugendtages werden. Man nahm sofort Verbindung zu anderen Bünden und Studentenverbindungen auf. Die Idee fand Anklang und wuchs zur Tat.


Infoquelle: Johannes Jacobs (kugel), Was war das – das Meißnerfest 1913?, Kiel 1987, Seite 42-43

 

Buch 1913 – Der Sommer des Jahrhunderts

Der März 1913 war wohl ähnlich trüb und klamm, wie wir es die letzten Wochen erfahren haben, und so ähnlich auch die letzten 100 Jahre erleben durften -  nicht die rechte Zeit, um vor die Tür zu gehen, geschweige denn, um Weltgeschichte zu schreiben, allenfalls um sie aufzuschreiben. Und so fiel es auch Florian Illies schwer, Bewegendes festzuhalten. Das erste, was im Kontext dieser Zwölfdreizehnerschnipsel von Interesse ist, sei freiweg zitiert:

„Der Bundesrat des Deutschen Reiches genehmigt, dass Preußen im Jahr 1913 für 12 Millionen Mark Erinnerungsmünzen prägt. Sie sollen an die Erhebung Preußens gegen die französische Fremdherrschaft im Jahr 1813 erinnern sowie an das 25-jährige Regierungsjubiläum des deutschen Kaisers Wilhelm II. am 15. Juni.“

Das zweite bedeutende Ereignis des März anno 1913: Rainer Maria Rilke soll Schnupfen gehabt haben. Gesundheit!

märz 2013

7.-8. März 2013 | Veranstaltung zum Hohen Meißner im Deutsches Literaturarchiv Marbach

Hoher Meißner 1913: Die Jugendbewegung und ihre Wirkung in Politik, Gesellschaft und Kunst

“100 Jahre nach dem Jugendtag auf dem Hohen Meißner diskutieren Historiker, Literaturwissenschaftler und Erziehungswissenschaftler über Ideen, Stil und Netzwerk der Jugendbewegung. Welche politischen und kulturellen Folgen, welche Spuren im Archiv hat die Jugendbewegung hinterlassen?

Mit Micha Brumlik, Arno Klönne, Lutz Niethammer, Jürgen Reulecke, Justus Ulbricht, Meike Werner und Barbara Stambolis.”

 (hier das Programm der Veranstaltung)

8.-10. März 2013 | 9. Beräunertreffen auf Burg Ludwigstein

Vom 8.-10. März 2013 findet das 9. Ludwigsteiner Beräunertreffen statt. Wir rufen Euch Sänger und Singegruppen aus den Bünden zur Burg! Das Beräunertreffen findet jeweils im März auf dem Ludwigstein statt. Es ist die größte jugendbewegte Burgveranstaltung im Jahreslauf.

Der Begriff „Beräuner“ entstammt dem Lied „Auf den Höhen der Wildheit“. Er wird auf der Burg für die Liedermacher aus den Bünden verwendet. Beim Beräunertreffen geht es ums Selbermachen. Höhepunkt ist ein Singewettstreit, zu dem nur selbst geschriebene Lieder vorgestellt werden dürfen. Zumindest der Text oder die Melodie des vorgetragenen Liedes muss vollständig aus der Feder eines der im Saal Anwesenden stammen. Vorgetragen werden zwei Lieder. Die Wertung nehmen eine Jury und das Publikum vor.

Hier ein Bericht vom letzten Jahr.

Weitere Termine der Jugendburg Ludwigstein im März:

12. März 2013 | Meißnertage 1913 bis 2013 vom Archiv der deutschen Jugendbewegung

 

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