zwölfdreizehnschnipseleien | april 13

april 1813

Bericht an Napoleon

Anfang April berichtet der französische Außenminister Herzog Bassano an Napoleon anläßlich der Kriegserklärung Preußens:

„Sire! Die Tage von Jena und Friedland hatten den Umfang der preußischen Monarchie Ew. Majestät zur Verfügung gestellt. Gewichtige Gründe riethen an, die Früchte des Sieges zu behalten, oder auf den Thron Preußens einen Fürsten zu setzen, dessen Interessen denen Frankreichs nicht entgegen wären, der von Frankreich nichts zu reclamiren haben könnte, und der vor allem sich nicht durch jenen unsteten Geist leiten ließe, der seit einem Jahrhunderte die Politik des Hauses Brandenburg charakterisirt. […]

Das preußische Cabinet hatte die Maske weggeworfen. Der König rief durch drei aufeinanderfolgende Befehle [Verweis zum Vormonat] sein Volk zu den Waffen: zuerst die jungen Leute von Familie, die begütert genug waren, um sich selbst zu equipiren und auszustatten; dann die ganze Jugend von 17 bis 24 Jahren; endlich die Männer, die solches Alter überschritten hatten. Dieser Aufruf war eine Appelation an Leidenschaften, die Preußen, bei dem Verlangen nach einer Allianz und so lange es ihr treu geblieben, zu unterdrücken das Bedürfniß gefühlt hatte. Der Staatskanzler versammelte die Koryphäen jener Partheygänger, deren aufrührerischer Fanatismus Umsturz der bürgerlichen Ordnung und Zerstörung der Throne predigt. Mit Ostentation sandte man preußische Officiere ins russische Hauptquartier; zu Breslau aber folgte ein russischer Agent dem andern. – Endlich, am 1. März, vollendete die preußische Regierung, vermöge eines förmlichen Tractats mit Rußland, dasjenige, was der General York begonnen hatte. – Die Minister des Königs kündigten am 17. März zu Breslau und am 27. zu Paris officiell an, daß ihr Heer gemeinschaftliche Sache mit dem Feinde mache. – So hat denn Preußen Ew. Majestät den Krieg erklärt, zum Dank für den Tractat von Tilsit, der den König wieder auf den Thron erhoben, und für den Tractat von Paris, der ihn zur Allianz zugelassen hatte.“

Quelle: Corpus Juris Confoederationis Germanicae oder Staatsacten für Geschichte und öffentliches Recht des Deutschen Bunds, hrsg. v. Philipp Anton Guido Meyer, Teil 1. Staatsverträge, 3. Aufl., Frankfurt am Main 1858, Seite 166-168.

 

Johanna Stegen, das “Mädchen von Lüneburg”

Wanderer, kommst Du nach Berlin – dann besuche den Friedhof der Sophien-Gemeinde in der Bergstraße 29 im Stadtteil Mitte. Auf der Grablage VIII-5-23+24 erhebt sich ein restaurierter Grabstein mit dem Eisernen Kreuz über dem Namen Johanna Stegen, verehelichte Hintersin (1793 bis 1842).

Die zwanzigjährige Lüneburgerin hatte am 2. April 1813 zum Sieg beigetragen, den das Bataillon Borcke des 1. Pommerschen Infanterieregimentes bei der Verteidigung des Neuen Tores über die angreifenden Franzosen errang. Als den preußischen Füsilieren die Kugeln ausgingen, holte Johanna in ihrer Schürze die benötigte Munition aus einem umgestürzten Transportwagen. Dabei wurde sie von französischen Scharfschützen beschossen. Trotz einiger Durchschüsse durch ihre weiten Frauenkleider, blieb sie selbst unverletzt. Nach dem Gefecht half Johanna bei der Versorgung der Verwundeten und sprach den Sterbenden Trost zu. Major Reiche, Kommandeur des am Gefecht beteiligten Bataillons Freiwillige Jäger, nahm die unverheiratete Frau in seine Familie auf, als “Freundin des Hauses” zur Seite seiner Gemahlin. Bei Festlichkeiten im Bataillon Reiche lernte Johanna den Freiwilligen Jäger Wilhelm Hintersin kennen und heiratete am 28. September 1817 den inzwischen zum Feldwebel beförderten Bräutigam. Neben Major Reiche nahmen u.a. auch “Turnvater” Jahn und der Bankier von Stägemann, ein Freund Hardenbergs, an der Hochzeit teil. Johanna und Wilhelm Hintersin führten 25 Jahre eine gutbürgerliche Ehe, aus der 4 Kinder entstanden. Wilhelm war nach der Verabschiedung aus dem “Volksaufgebot” Zeichner im “Königlich Lithographischen Institut” geworden, das sein ehemaliger Chef Reiche als Major a.D. leitete. Einen Tag nach ihrem 49. Geburtstag starb Johanna an einem Herzinfarkt in ihrer Wahlheimat Berlin.

In der Geburtsstadt Lüneburg pflegt die Bürgerschaft einen schönen Brauch: beim “Frühlingserwachen” der Stadt wird das dortige Denkmal der Johanna Stegen von einer auserwählten jungen Frau  öffentlich geputzt.  Die Frau tritt in der Kleidung des frühen 19. Jahrhunderts auf und erzählt auf Wunsch der Neugierigen die Geschichte des “Mädchens von Lüneburg”. Der Johanna zustehende Titel einer “Ehrenbürgerin der Stadt Lüneburg” läßt allerdings auf sich warten. Das Jahr 2013 wäre ein ehrenvoller Anlaß!

Bildquelle: Ludwig Herterich: Johanna Stegen, die Heldin von Lüneburg (1887)

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Gneisenau an Hardenberg, den 25. April 1813

„Heute habe ich bei dem General v. Blücher den General Toll, russischen Generalquartiermeister, kennengelernt. Es ist dies ein höchst arroganter Mensch, mit nur ganz gemeinen militärischen Kenntnissen. Für höhere Ideen ist er ganz unempfänglich und unfähig. Darum hat er auch den wirklich genialen Feldzugsplan des General v. Scharnhorst bekämpft und verworfen, einen Plan, so einfach, so leicht, so sicher in seinem Erfolg und dennoch so kühn aussehend, daß er jeden Unbefangenen sogleich für sich gewinnen mußte. Ich lege selbigen hier bei, damit Sie in einer unbeschäftigten Viertelstunde selbigen durchlesen und darüber urteilen mögen. Wenn Ew. Exzellenz ganz allein dessen Richter sind, und nicht etwa einen Militär darüber befragen, so bin ich sicher, daß er Ihren Beifall erhält. Er sei auch in der Absicht bei Ew. Exzellenz niedergelegt, damit wenn uns ein Unglück begegnen sollte, die Nachwelt wisse, daß wir etwas Besseres geraten haben.

Man soll sich nun konzentrieren und schlagen. Das ist recht gut. Ich hoffe, es soll zu unserem Ruhm und Ehre geschehen. Wenn aber Fürst Kutusow und seine Umgebungen, so wie bei Borodino, um ihre Rückzugsstraße besorgt sind und zeitig von dannen ziehen, so wird der Übergang über die Elbe immer mit Verlust und Unordung verbunden sein. Wie aber, wenn der Feind nicht kommt, und man sich früher konzentriert hat, ehe man die Schlacht liefern kann? So muß man jetzt Ende April, durch Hunger gezwungen, auseinandergehen, und ist dann vielleicht nicht vereinigt, wenn man es sein sollte. Doch hoffe ich, sieht sich der Kaiser Napoleon gezwungen, eine Schlacht zu liefern, bevor Österreich sich erklärt hat, und bei dieser Voraussetzung würde unsere baldige Konzentrierung nicht schaden.


Die Feinde kommen über die Saale herüber, zwar noch in kleineren Haufen, aber dennoch zeigen sie sich an allen Saaleübergängen. Ich denke, wir sind am Vorabend großer Begebenheiten, und da wird Tapferkeit entscheiden, wo die Intelligenz mangelt. Möchte ich Ihnen recht bald einen Sieg verkünden können. Gott segne Sie.“

 

Quelle: Briefe August Neidhardt von Gneisenaus im Jahr 1813

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april 1913

Freischarfreunde & -freundinnen

Am 25. April gründet sich die Akademische Freischar Marburg unter Mitwirkung des Vortrupps (Marburg) und beschließt am 30. April 1913 auf die Aufnahme von Studentinnen zu verzichten. Frauen können fortan gleichwohl als sogenannte „Freischarfreunde“ an Veranstaltungen teilnehmen. Zu dieser Entscheidung war es gekommen, weil die Marburger Universität der Freischar vorerst die Genehmigung als Studentenverbindung verweigerte, da „gemeinsame Mitgliedschaft von Studenten und Studentinnen unerwünscht ist, wenn auch juristische Gründe dafür nicht ins Feld zu führen sind.“

Quelle: Kindt, Werner; Dokumentation der Jugendbewegung II; Der Wandervogel; 1968 Köln

 

Lyrik anno 1913

Hinweis: Zum Aufruf für Lyrik anno 2013 geht es hier.

 

Damals wie heute

Am 2. April zeigen sich bei etwa 300 Menschen in Solingen Vergiftungserscheinungen, nachdem sie Pferdefleisch verzehren. Eine Großschlachterei hat ohne tierärztliche Untersuchung ein Pferd notgeschlachtet und das Fleisch anschließend verarbeitet.

Die böhmische Landesregierung in Prag ist am 10. April gezwungen, ihre Zahlungsunfähigkeit zu erklären. Nach ihrer Darstellung beruht diese Notwendigkeit gleichwohl nicht auf wirtschaftlichen Problemen, sondern einzig auf der obstruktiven Politik der deutschen Abgeordneten.

Der spanische König Alfons XIII. übersteht am 13. April in Madrid auf dem Rückweg von einer Truppenbesichtigung einen Attentatsversuch. Als Attentäter verhaftet man den Anarchisten Raphael Sanchez Allegre, dessen Schüsse den König verfehlten und nur dessen Pferd trafen.

Quelle: www.chroniknet.de

 

Buch 1913 – Der Sommer des Jahrhunderts

Florian Illies hat für den April vor 100 Jahren erneut spannende aber auch weniger beeindruckende Momente zusammengetragen. Die Geburtstagsfeier des 24jährigen Adolf Hitler gehört wohl zu letzterem. Aber der unspektakuläre Geburtstag bietet ihm die Gelegenheit, uns den wenig erbaulichen Alltag des ärmlichen Künstlers vorzuführen. Bei der Größe des entsprechenden Objektes darf die alltägliche Bartpflege gleichwohl angezweifelt werden. Es ist anzunehmen, daß Timur Vermes bei dieser Passage ausgeholfen hat. Nicht minder aufwendig pflegte sich gleichwohl Stefan George, dazu gehörten seine gepuderten Haare ebenso wie soziale Kontakte. So auch im April 1913 in München, wo er seinen jungen Verehrer Ernst Bertram aufzusuchen gedachte, doch statt seiner von seinem Lebensgefährten „in Empfang genommen“ wurde. Bei der sich daraus entwickelnden Dreiecksbeziehung sollte es nicht bleiben. Längst war der „Stern des Bundes“ in Arbeit, laut Illies ein Versuch, „die Päderastie und das Hineinführen der jungen Männer in das „Geheimnis“ zu einem sakrosanten Kult zu verklären.“

Abermals zeigt sich, daß das Buch seine außereuropäische Sicht auf die Parallelwelt USA beschränkt. Damals schien sich das imaginäre „Zusammenwachsen“ der Kontinente zu beschleunigen. Erstmals wurden zwischen Berlin und New York funkentelegrafische Mitteilungen übertragen. In der Literatur wurde „Der Tunnel“ von Bernhard Kellermann ein Erfolg, der die Utopie eines Tunnels von Europa nach Amerika zum Inhalt hatte. Doch die Zeichen der Zeit standen eher auf Bruch denn auf Bindung. Die Militärausgaben im Vergleich zum Bruttosozialprodukt lagen in Österreich-Ungarn damals bei 2%, in Deutschland bei 3,9% und in Frankreich bei 4,8%. Dies war für Deutschland und Frankreich mehr als das doppelte des heutigen Anteils. Doch Rußland, die USA und insbesondere Saudi-Arabien können noch heute auf diesem Vorkriegsniveau locker mithalten.

Noch ein Buch zum Jahr 1913

Die Idee eines Buches mit dem Titel „1913“ ist nicht neu. Schon 1969 veröffentlichte Virginia Cowles ein entsprechendes Buch mit dem Untertitel „Abschied von einer Epoche“. Entgegen der Neuauflage von Florian Illies setzt sie ihren Fokus nicht auf ausgewählte Personen und ihr Schaffen, sondern auf den Epochenwechsel in Großstädten rund um den Globus. So bietet sich die Lektüre hervorragend als Ergänzung zum aktuellen 1913-Buch an, insbesondere wenn man gewillt ist, die „Geschichte eines ungeheuren Jahres“ nicht als vorrangig deutsche, sondern als europäische, wenn nicht gar globale Entwicklung zu verstehen.

april 2013

6. April 2013 |  Gottesdienst in der Friedhofskapelle von Weroth

Für den am 1. April friedlich eingeschlafenen Axi wird es am 6. April einen Trauergottesdienst in der Werother Friedhofskapelle geben. In der Traueranzeige heißt es hierzu:

“Am Samstag, den 6. April 2013 wollen wir gemeinsam von ihm Abschied nehmen. Um 11 Uhr findet in der Friedhofskapelle zu Weroth im Westerwald ein Gottesdienst statt. Anschließend werden im Bürgerhaus Kaffee und Kuchen gereicht.

Dazu laden wir alle seine Freunde und Weggefährten in den Bünden herzlich ein. Beiträge zur Feier sind sehr willkommen. Bei Rückfragen wendet euch bitte an Elias: elias@jungenbund-phoenix.de 0176-96008829

Für all die vielen, denen er viel bedeutet hat”

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6. April 2013 | Ball der Pfadfindergruppe 38 in Wien unter dem Motto „1001 Nacht“

Die  Veranstalter geben bekannt:

„Liebe Ballbegeisterte, Tanzwütige und 38er-Freunde!

Es ist wieder soweit! Wegen phänomenaler Erfolgsquote gibt es dieses Jahr den 38er Ball Nr.2. Das Thema „1001 Nacht“ soll uns alle orientalisch verzaubern.“

Weitere Infos inkl. „Dresscode“, Preise, Liveband, Tombola, Damenspenden, Ballkönigin und dazu passenden König gibt’s auf der Seite der Wiener Pfadfindergruppe.

 

20.-21. April 2013 | Rheinischer Singewettstreit zu St. Goar

Auf den Seiten des Singewettstreits heißt es hierzu:

„Der Vorverkauf zum 6. Rheinischen Singewettstreit auf Burg Rheinfels in St. Goar hat begonnen. Der Wettstreit findet wie auch im vergangenen Jahr in der mittelalterlichen katholischen Pfarrkirche St. Goar statt, anschließend folgte im Gewölbekeller der Burg das Begegnungsfest.“

 

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