von rosé
Für Kurzentschlossene zeigt Arte auf seiner Internetplattform Arte + 7 noch einige Tage das 2012 produzierte dokumentarische Essay „Die Geschichte der Jugend“.
Der in Frankreich bekannte Regisseur Cédric Klapisch ist 50 geworden. Zeit für ihn, einmal mit einigen Freunden zurückzuschauen auf die „goldene Jugendzeit“. Biologisch „alt“ geworden, feiert er seinen fünfzigsten Geburtstag in einer Zeit des verschwundenen Erwachsenen: Zelebriert wird der große Jugendkult, in dem alle (wenn auch operativ derweilen etwas nachgeholfen) die ewige Jugend bis zum Tod gefunden haben. Wichtige Kennzeichen früherer Jugendkulturen wie Mode, Sprache und Musik sind Allgemeingut aller Altersstufen geworden. Der Film führt uns auf humorig-charmante Weise durch eine Geschichte der Jugend. Es ist eine Geschichte der Jugend, nicht die Geschichte. Sie ist französisch. Kein Wandervogel beim Abkochen am Wegesrand, keine Jugendproklamationen erwachsener Männer zum Freideutschen Jugendtag 1913. Dafür begegnen uns die Zazous aus der Zeit des Vicky-Regimes und die gewaltbereiten Jugendbanden der französischen Vorstädte.
Überhaupt, die Gewalt: ist sie nicht eine der letzten Bastionen von Jugend? Etwas, über das „die Alten“ doch im Gros die Nase rümpfen und schockiert, ja verängstigt sind? Und der Rest? Woher kommen denn die heutigen Innovationen der Jugend? Woher neue gesellschaftliche Impulse und Ideen - kamen diese überhaupt jemals wirklich aus der Jugend selbst? – , woher Trends und Moden? Jugend als Garant für Zukunft? Designt in den Laboratorien der an Gewinnmaximierung ausgerichteten Warenwirtschaft wird sie als “Jugend” auf die Jugend losgelassen und erreicht beim Kult um diese umgehend die ganze Gesellschaft. Was soll da eigentlich noch eine Bewegung, die sich der Emanzipation von Jugend als eigenständiger Lebensphase verschrieben hat? Wäre es für sie nicht höchste Zeit, für eine Renaissance des Erwachsenen zu kämpfen?
Lesetip: Hier ein Lesehinweis zur “Erfindung” der Jugend