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100 Jahre Robert Jungk: Zukunftsforscher, Umwelt- und Friedensaktivist, Jugendbewegter

von rosé

Am 11. Mai 1913 erblickte der spätere Publizist, Journalist und Zukunftsforscher Robert Jungk († 1994) in Berlin das Licht der Welt. Einem anderen Licht – dem der Atombombe – sich scharf entgegenstellend und das der natürlichen Sonne für bedeutend wertvoller einschätzend, war Robert Jungk einer der wichtigsten frühen Streiter der internationalen Friedens- und Umweltbewegung. Weniger bekannt ist seine jugendbewegte Vergangenheit beim deutsch-jüdischen Wanderbund „Kameraden“. Rückblickend schrieb er 1993 hierzu:

„Wir ‚Kameraden‘ – ich schreibe ‚wir‘ weil ich sofort von dieser ersten Begegnung an mich den neuen Freunden zugehörig empfand – fühlten uns der deutschen Kultur und Natur ebenso tief wie dem Judentum verbunden. Rilke, Hesse und die Poeten des deutschen  Expressionismus habe ich nicht in den Deutschstunden des Gymnasiums kennengelernt […], sondern auf den Heimabenden und den Dichterlesungen der deutsch-jüdischen Jugendbewegung […]. Jetzt, so viele Jahrzehnte später, ist mir klargeworden, daß  die bündische Jugendbewegung, die in meinem Geburtsjahr 1913 auf dem Hohen Meißner ihren ersten historischen Höhepunkt erlebt hatte, entscheidend für meinen ganzen weiteren Weg war. Die Erinnerung an die kleine, durch persönliche Freundschaft und einen eigenen beispielhaften Lebensstil verbundene Gruppe und die Liebe zur schon damals vom industriellen Aufschwung bedrohten Natur wurden zu Leitsternen meiner Existenz.“

Sein Sohn Peter Stephan Jungk äußerte in einem 2007 erschienenen Interview zu den Erlebnissen seines Vaters in der Jugendbewegung, daß dort zum einen seine Lust am Diskutieren über Politik und Geschichte und zum zweiten seine Liebe zur Natur geweckt worden sei. Wenn diese Lust und Liebe auch die heutigen Bünde zu wecken vermögen, dürfen wir gespannt sein, welche künftigen „jugendbewegt geprägten“ Charaktere aus ihr hervorgehen werden!

Mehr über Robert Jungk und viele andere aus der Jugendbewegung stammende Persönlichkeiten finden sich in der jüngst erschienenen Essaysammlung:

Barbara Stambolis (Hg.) Jugendbewegt geprägt. Essays zu autobiographischen Texten von Werner Heisenberg, Robert Jungk und vielen anderen. (= Formen der Erinnerung Bd. 52), Göttingen 2013.

Die Auswahl der insgesamt 61 biographischen Essays ist relativ breit gefächert und stellt vor allem Menschen in den Mittelpunkt, die nach 1945 bekannte Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens in Wissenschaft, Kultur und Politik wurden. Wie schon in den fünf in den 1970er Jahren von Hinrich Jantzen veröffentlichten Bänden „Namen und Werke. Biographien und Beiträge zur Soziologie der Jugendbewegung“ wird jugendbewegte Prägung großzügig etwa mit der Aufnahme von Willy Brandt und Erich Ollenhauer auf die Arbeiterjugendbewegung ausgedehnt.

Durchaus lesenswert bleibt der Band mit einem Preis von 74,90 € leider wohl eher dem Blick in Bibliotheken oder den etwas besser situierten Jugendbewegten vorbehalten. Dessen ungeachtet ermöglicht es die Herausgeberin zusammen mit der Jugendbildungsstätte auf dem Ludwigstein und Radio Rundfunk Meissner, einige ausgewählte Essays als Radiosendung oder Podcast anzuhören.

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