Das Sommermärchen geht weiter

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Es war einmal ein Wandervogel namens Enno Narten, der hatte eine unglaubliche Idee: Er wollte eine Ruine zu einer Burg ausbauen – zu einer Burg der Jugend. Er suchte sich Mitstreiter, und gemeinsam baute man die Jugendburg Ludwigstein Stein auf Stein auf.

Etwa 100 Jahre später hatten wieder einige eine gewagte Idee. Die Burg war längst Realität, und so konnte man etwas bescheidenere Wünsche hegen. Der Ludwigstein würde ein weiterer Anbau gut zu Gesicht stehen, dachte man damals. Das Märchen vom dritten Ring nahm seinen Lauf.

Das Sommermärchen des letzten Jahres hält bis zum heutigen Sommer an. Viel ist seither geschehen. Man könnte die harten Fakten sprechen lassen: Mehr als 20.000 Baustunden wurden bisher von über 100 Bünden, Gemeinschaften und Einzelpersonen ehrenamtlich erbracht. Spendengelder von mehreren hunderttausend Euro wurden von staatlicher, aber auch von privater Seite zur Verfügung gestellt. Das Projekt darf nicht nur den Titel UNESCO-Dekadeprojekt führen, es wurde auch mit etlichen Auszeichnungen und Preisen bedacht. Fernsehen und Zeitung können sich am märchenhaften Geschehen kaum sattsehen. Politiker aller Parteien geben sich die Ehre und stellen Geld, Arbeitsleistung oder beides zur Verfügung. Diese Fakten lesen sich zwar herrlich, sie werden diesem Märchen aber dennoch kaum gerecht. Nichts sagen sie von der steten Einsatzfreude bei Wind und Wetter, rund um die Uhr, selbst wenn es spät abends kurz vor dem Umfallen hieß: „Morgen kommt der Beton, wir sehen uns dann um halb sieben zum Frühstück.“ Nichts erzählen sie von den Unwegsamkeiten, den Wetterkapriolen, den Geld- und Strohsorgen. Schon gar nichts ahnt man von den kleinen oder großen Pannen, wenn gar am Burgberg der Laster liegenblieb und heimische Bauern zu Hilfe eilten. Nur erahnen lassen sich die vielfältigen Begebenheiten und Begegnungen beim gemeinsamen Bau. Doch noch ist weder die schnöde Statistik, geschweige denn das Märchen am Ende.

Schon am 8. August lockt die Sommerbauhütte Bauhungrige für eine ganze Woche auf die Burg. Wie man hört, wird dafür ein ganzer Schwung Handwerksgesellen als rat- und tatkräftige Unterstützer vor Ort sein. Dies wird nicht allein dem Baufortschritt dienlich sein. Ein jeder Helfer wird fachmännischen Beistand haben, der zu guter Letzt auch die eigenen Fertigkeiten mehren wird. Wenn man zudem hört, daß die Fördersumme des Landes Hessen um 150.000 EUR erhöht wurde, so vertreibt dies womöglich auch die letzten Wölkchen über dem Projekt. Fakt bleibt, der Bau braucht neben helfenden Händen weiterhin auch finanzielle und logistische Unterstützung. Auch hier ist ein jeder gefragt. Die Spielschar Enno Narten sang einen ordentlichen Beitrag ein. Verschiedene Chöre reichten den Spendenbeutel herum. Etliche Firmen rechneten Lieferungen vermindert oder gar nicht ab. Einige Bünde sammelten Geld und gaben dies an die Bauherren weiter. Doch wie kann sich ein kleiner Bund oder Stamm daran beteiligen, ohne die eigene Fahrten- und Gruppenkasse allzu sehr zu schröpfen. Dies zu lösen, ist jugendbewegter Einfallsreichtum gefragt. Hier eine kleine, unverbindliche Ideenwolke:

Wie wäre es beispielsweise mit einem Flohmarkt, einer Verlosung oder einem eigenen Spendenaufruf. Ihr meint: langweilig?! Sangesfreudige könnten es der Spielschar gleichtun. Als weniger Sangesfreudige könnt ihr eure am ENB erworbenen Fähigkeiten für eine Spende anderweitig einbringen. Wurde seitens der see- und bergnahen Gruppen schon einmal darüber nachgedacht, ihr Stammesheim zur Ferien- und Fahrtenzeit einmalig als Pension zur Verfügung zu stellen? Motorsägenerfahrene Gruppen und Bünde könnten gegen Bares einen Waldeinsatz leisten oder einen verwilderten Garten entasten. Wie wäre es mit karitativen Segeltörns oder mit Weltfahrtvorträgen in großen Kinosälen? Einige aktive Gildenschafter geben sich unerschrocken und möchten gemeinsam Blutspenden gehen. Das ist in doppelter Hinsicht „eine gute Tat“. Mit dieser gar nicht „blutrünstigen“ Idee soll diese Liste aber auch ein Ende finden. Wir freuen uns zu hören, welche Ideen letztlich andererseits umgesetzt wurden. Unbedingt soll euer Ideenreichtum über die Vorschläge hinausgehen. So möge die Spenderliste mindestens so lang und gewichtig werden, wie die Liste der fleißigen Erbauer es längst ist.

80 stunden

Bildquellen: Topographia Hassiae (1655) & der-dritte-ring.de (2011)


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