von der Hamburger Gilde Gorch Fock
„Meißner 1913 – der 1. Freideutsche Jugendtag
Ein Gespenst geht um innerhalb der bürgerlich-jugendbewegten Kultur: das Gespenst vom Meißner 2013… Planungskomitees gründen sich, Bundesführer treten in Austausch, Diskussionen entbrennen. Doch wovon reden wir hier eigentlich? Zu welcher Jahrhundertfeier wird sich gerüstet? Wer von 2013 sprechen will, muß zunächst von 1913 sprechen: was war das eigentlich, dieser legendär gewordene 1. Freideutsche Jugendtag, diese Jahrhundertfeier auf dem Hohen Meißner vom 10.-12.10.1913? …“
So steht es im aktuellen Semesterprogramm der Hamburger Gilde. Einige ausgewählte Entdeckungen dieses Semesters möchten wir der bündischen Welt nicht vorenthalten und damit, wie schon am 11. Oktober 1913, die Nebelschwaden rund um den Meißner vertreiben – Am Anfang stand die Idee.
Als Ideengeber sind die abstinenten Gemeinschaften „Deutscher Vortruppbund“ und der „Deutsche Bund abstinenter Studenten“ zu nennen. Insbesondere die abstinenten Studenten stießen sich dereinst an den trinkfreudigen Kommersen der damaligen Studentenverbindungen. So wurden die in reformierten Verbindungen organisierten Studenten schon anläßlich der Kaiserkommerse am 27. Januar 1913 wegen ihrer bewußten Enthaltsamkeit diffamiert und ausgegrenzt. Da sich ähnliche Gelage auch zu den Jahrhundertfeiern der Völkerschlacht ankündigten, entschied man sich, im Vorwege bei den Universitäten gegen Freibier und Ausschank zu protestierten. Diese Intervention scheiterte, und so mehrten sich die Stimmen, ein alternatives und insbesondere abstinentes Fest anzuregen. Diese Idee nahm die jugendbewegte „Deutsche Akademische Freischar“ wohlwollend zu ihrem Bundestag Ostern 1913 auf. Schon im Mai 1913 erschien in der Wandervogel-Führerzeitschrift ein erster Aufruf zu einer Kundgebung auf dem Hohen Meißner, den wir diesem Artikel gern anhängen. Im gleichen Monat wurden andere „verwandte Bewegungen“ zur aktiven Teilnahme aufgefordert. Es folgten weitere Aufrufe.
Angesichts der aktuellen Vorbereitungen zum Meißner2013® bleibt unverständlich, warum die von jungen Jugendbewegten vorgebrachte Idee eines abstinenten Festes bei einigen Älteren aufein sonderbares Unverständnis stieß. Für uns bleibt es noch eine offene Frage, ob aufrechte Feierlichkeit mit der allzuoft vorherrschenden Bierseligkeit vereinbar ist.
(Quelle: Wandervogel-Führerzeitung, Mai 1913)