Akademisches Wochenende: Vom 1. bis 3. Oktober lud die Deutsche Gildenschaft zum ersten Mal zu genau jener Veranstaltung. Im hügeligen Gelände um Göttingen kamen Gildenschafter und Gäste zusammen, um den Geist zu schärfen. Doch wie kann man sich das vorstellen?
Kern des Treffens waren sechs AGs, ausgerichtet und ausgearbeitet von Studenten für Studenten. Von den sechs der in drei Blöcke gegliederten Arbeitsgruppen konnte jeder Teilnehmer drei wählen. So stellte der Samstagmorgen die Anwesenden vor die Qual der Wahl – „Schreibwerkstatt“ oder „Nachhaltiges Wirtschaften“? Beide Gruppen hatten den Anspruch, in kürzester Zeit möglichst viel Handwerkszeug zu erlangen. Die einen, um etwas zu Papier, und die anderen, um etwas auf den Weg zu bringen. Nach rund drei Stunden begeistert rauchenden Köpfen mußte eine kurze Kaffeepause ausreichen, um erneut zu entscheiden, wie es weitergehen, welche Themen folgen sollten. „Unser Finanzsystem“ oder doch „Pädagogischer Eros“? Zwei Themen, die uns alle mal mehr, mal minder betreffen und die gegensätzlicher kaum sein können. Glücklicherweise konnte nach Block zwei der doch stark mahnende Magen gefüllt werden. Nach einer kurzen Wanderung waren die grauen Zellen wieder mit Sauerstoff angereichert, und der letzte AG-Block stand bevor. Die Wahl zwischen Rhetorik-Seminar und einem Rückblick auf das Meißnerfest 1913 fiel abermals schwer. Die Teilnehmer der Rhetorik-AG wurden sofort ins kalte Wasser geworfen. Es gab keine theoretischen Erklärungen, jeder mußte – in Stehgreifreden – sofort einige Minuten frei sprechen. Direkt im Anschluß wurden Gruppen eingeteilt, und die „große Debatte“ nach dem Vorbild studentischer Debattierclubs konnte vorbereitet werden. Die Redezeit von sieben Minuten pro Person fiel vor den Argusaugen der anderen gar nicht so leicht. Anschließend wurden bei jedem Haltung, Stimmlage und Redefluß einzeln bewertet und Verbesserungsmöglichkeiten erläutert. Endlich haben wir nun nachgeholt, was der Gilde schon lange nachgesagt wird: die rhetorische Schulung. Die Meißner-AG befaßte sich derweil mit Originalreden vom Fest der Feste. Feuerreden und Ansprachen wurden inhaltlich analysiert und Schnittmengen aufgesucht. Zu guter Letzt wurden die Ergebnisse mit dem heutigen Bild des Jahrhundertfestes verglichen.
So verschwand die Sonne schon am Horizont, als die letzte AG-Runde beendet war und das Abendbrot aufgetischt wurde. Im Schein des Kaminfeuers klangen noch lange Lieder und Gedichte in die Nacht. So manches Gespräch einte Wiener und Hamburger, Kölner und Berliner.
Der Sonntagmorgen versprach noch einen kleinen Höhepunkt. Ein Vortrag zum Thema „Organisierte Kriminalität in Deutschlands Vorstädten“ führte zu emotionalen Diskussionen, die allerdings durch Zeitmangel kurzgefaßt werden mußten. Zum Abschluß wurde das Haus noch schnell auf Hochglanz gebracht. Bei bestem Herbstwetter hieß es dann Abschied nehmen von den vertrauten und den neuen Gesichtern. Eins jedoch war allen klar: es wird nicht das letzte Akademische Wochenende bleiben.
Hast auch Du Interesse an akademischem Austausch im jugendbewegten Stil? Dann sei dabei, wenn das Akademische Wochenende im Mai 2011 in die zweite Auflage geht!
Hinweis:
Wer so lange nicht warten möchte, der sei herzlich eingeladen, wochentags bei den regelmäßigen Gildenabenden vorbeizuschauen. Hier die Semesterprogramme der Gilden aus …