Im Gewand jugendbewegten Liedguts daherkommend, bemühen sich seit knapp einem Jahr Kerstin von der Arbeitsgemeinschaft Burg Waldeck (ABW) und keks von der Deutschen Freischar, ihre politische Haltung zu Gehör zu bringen. Das Lied „Uns treibt der Wind“ wendet sich laut dem Blog rechte-jugendbuende.de „gegen völkische und extrem rechte Vereinnahmung der Bündischen Jugend“. Schaut man jedoch genauer hin, geht es um weit mehr: Es geht um nichts weniger als um den Kampf gegen eine pluralistische Jugendbewegung. Denn was sie unter „Völkischen“ und „extrem Rechten“ versteht, macht die Schreiberin des Liedes in der Bundeszeitschrift der Deutschen Freischar unmißverständlich klar: „Sie mißbrauchen unsere Geschichte und tragen unsere Kleidung. Und – ganz besonders frech: Sie singen unsere Lieder! Klauen und verdrehen sie, bis sie in ihre rechtskonservative Weltanschauung passen. Darauf gibt es – zunächst – eine ganz einfache Antwort: Ein Lied.“ (keks in Zeitung 2/2008, S. 9). Für uns ist es schon ein recht eigenwilliges Verständnis von Demokratie, in dem „rechtskonservativ“ als „brauner Geist“ stigmatisiert wird. Auch sonst erinnert uns das Lied in seinem simplen Schwarz-Weiß-Denken eher an sozialistischen Agitprop oder auch an das Lied „Wir“ von Freddy Quinn als an bündisches Singen.
Beglückwünschen möchten wir hingegen die Verfasserin des Liedes zu der – zumindest offiziell vermittelten – Erkenntnis, daß eine Bezeichnung anderer Menschen als Ungeziefer nicht mit einer demokratischen Haltung vereinbar ist. Denn im ursprünglichen Text findet sich nichts von „Volkstreuen Mädeln und Knaben, die sich am Dasein anderer laben“ – dort waren die Mädchen und Jungen noch pauschal als „volkstreue Küchenschaben“ tituliert worden. In der Küchenschabenfassung fand das Lied nicht nur begeisterte Zuhörer beim Peter-Rohland-Singewettstreit der ABW, sondern wurde so etwa auch in der überbündischen Zeitschrift Stichwort 03/2008 abgedruckt und im Frühjahr diesen Jahres als Flugblatt auf dem Balduinstein verteilt und gesungen. Pikant bleibt, daß zufälligerweise die mp3-Tonspur auf anfangs zitierter Seite genau an dieser besagten Stelle einen Sprung hat…
Seien wir gemeinsam wachsam, daß die Zeiten nie wieder kommen mögen, in denen Träger „kleinkarierter Hemden“ verfolgt und Menschen als Ungeziefer verfemt und verhetzt wurden!
Auf dem Weg zu mehr gegenseitigem Respekt sehen wir die Änderung dieser Textpassage als einen ersten wertvollen Schritt.