Laßt uns Brücken bauen

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Published on: 14. Juli 2009

brueckeBeitrag von Strubb,
gehalten beim Morgenkreis der jugendbewegten Kulturinitiative “Lebendig Leben”.

Diesen Morgenkreis möchte ich mit einem Gebet der Theologin Maike Masslich aus Leer in Ostfriesland einleiten, welches in dem gleichnamigen Buch zu finden ist:

„Laßt uns Brücken bauen”

Gebet von Maike Masslich

„Herr, viele Brücken liegen hinter mir.
Manchmal war es nicht leicht,
über sie zu gehen.
Manchmal war es nicht leicht,
neue Brücken zu bauen.
Ich möchte Dir danken für das, was gut war,
für gelungene Begegnungen,
für überwundene Schwierigkeiten,
für beglückende Erfahrungen.

Ich möchte dich bitten für die Brücken,
die vor mir liegen:
Ich weiß nicht, ob die Brücken standhalten.
Ich weiß nicht, ob ich es schaffe,
Brücken zu bauen, wo die Gräben schon sehr tief sind.
Aber ich wünsche mir, daß du, GOTT,
mich führst und trägst.
Dann will ich weitergehen.
Mal mutig und auch mal zaghaft.
Wenn du mit mir gehst,
brauche ich mich nicht zu fürchten.

„Brückenbauen“ ist das Thema des Frühlingsheftes unserer Zeitschrift IDEE UND BEWEGUNG und auch dieses KI-Festes.

Die Burg Ludwigstein durch ihre hier wirkenden Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ist seit vielen Jahren ein Brückenbauer. So hat sich die Jugendbildungsstätte – beauftragt durch den RjB und die Vereinigung Jugendburg Ludwigstein – als eines ihrer Ziele gesetzt, im Rahmen der „Offenen Burg“ die Begegnung der Bünde auf der Burg zu fördern. Hierbei sollen junge Menschen ernstgenommen und ihnen Selbstbestimmung und Chancengleichheit ermöglicht werden. Dabei wird vorausgesetzt, daß sie offen sind für Begegnungen, Dialog und Argumente. Unterschiedliche Meinungen zu haben und äußern zu können ist in unserer demokratischen Gesellschaft ein ebenso wichtiges rechtsstaatliches Prinzip wie Freiheit und der Schutz vor Benachteiligung.

Die wiedererrungene Vielfalt in der Bünde-Landschaft der Jugendbewegung ist nach der Gleichschaltung durch die Nationalsozialisten ein kultureller Schatz, den wir uns und damit unserer Gesellschaft bewahren wollen.

Dabei dürfen wir nicht anderen Menschen unsere persönlichen Überzeugungen aufzwingen, sondern sie nur durch Argumente und unsere angemessene Haltung zu überzeugen versuchen.
Wir müssen uns nicht gezwungen fühlen, uns das Bundesleben eines anderen Bundes zu eigen zu machen, seine Traditionen und Werte und vielleicht auch Fahrtenpraxis und Fahrtenziele zu übernehmen. Das mag jeder Bund für sich entscheiden. Die Grenze des Tolerierbaren weisen das Grundgesetz und die Konventionen des freiheitlich-demokratischen Gesellschaftssystems, in dem wir leben und für das wir uns einsetzen.

Demokratie darf dabei nicht nur propagiert werden, sie muß auch vorgelebt werden. Wenn es mitunter auch schwerfallen mag, so finde ich doch, daß der im Zeitalter der Aufklärung von Voltaire geäußerte Satz eine erstrebenswerte und vorbildliche Haltung ist: „Ich bin zwar nicht deiner Meinung, aber ich werde alles dafür tun, daß du sie äußern und vertreten darfst“.

– Eine großartige Brücke von Mensch zu Mensch !

Laßt uns also Mauern einreißen und Brücken bauen.

=> Laßt uns Mauern einreißen –
Mauern, die durch Bitterkeit entstanden sind.
Mauern, die durch Hass, Starrköpfigkeit und Neid aufgebaut wurden.
=> Laßt uns Mauern einreißen –
dort, wo Unaufrichtigkeit und Lüge an der Tagesordnung sind.
dort, wo Worte von Menschen viel zerstört haben.
=> Laßt uns Mauern einreißen –
dort, wo schlechte Nachrede und Verleumdung Menschen verurteilen und sie unglücklich gemacht haben.
dort, wo sich Menschen durch Krankheit und Leid zurückgezogen und abgeschottet haben.
=> Laßt uns Mauern einreißen –
dort, wo sich immer mehr hohe Wälle bilden, die weiter zu wachsen drohen.

Denken wir daran, daß wir – wenn wir gerade auf einem Wellenberg sitzen – auch mal wieder durch Täler müssen und Hilfe brauchen.

=> Laßt uns deshalb Brücken bauen –
schon wenige, aber gut gemeinte Worte können Menschen aus der Tiefe holen. Worte der Achtung, des Respekts,
der Freundlichkeit.
=> Laßt uns Brücken bauen –
dort, wo helfende Hände gebraucht werden, indem wir Lasten abnehmen oder mittragen helfen.
=> Laßt uns Brücken bauen –
dort, wo man nicht mehr miteinander spricht. Ein Lächeln ist die kürzeste Brücke von Mensch zu Mensch.
Auch ein Lied zur richtigen Zeit kann Wunder wirken.
=> Laßt uns Brücken bauen in Liebe und Sanftmut –
denn Zorn, Strenge und Gewalt, Selbstbehauptung und Ausgrenzung können viel zerstören.
Haben wir Mut zur Herzensgüte! Haben wir Mut, uns helfen zu lassen und anderen zu helfen!
Haben wir den Mut, nicht immer auf unser Recht zu pochen!

=> Laßt uns Brücken bauen –
den ersten Schritt können ICH und DU machen –
wer sonst soll es tun, wenn nicht DU oder ICH?

Strubb / Mai 2009 (unter Verwendung einer Idee von Ruth Henkert, Dresden)
Bildquelle: Idee & Bewegung


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