Seit 1928 besteht mit der World Association of Girl Guides and Girl Scouts (WAGGGS) eine internationale Organisation aller (anerkannten) weiblichen Pfadfinderinnen. Da Baden-Powell (BiPi) die Welt und die Pfadfinderei stets nur „from the boy’s point of view“ sah, versuchte seine spätere Frau Olave frühzeitig auch Mädchen einzubinden. So gehörte sie zum Gründerkreis der weiblichen Scouting-Organisation.
Kurz nachdem Olave 1930 zur Weltführerin der Pfadfinderinnen gewählt wurde, fragte sie ihren Mann, was er über einen Zusammenschluß der beiden Pfadfinderverbände halten würde. Seine Antwort ist wie folgt überliefert: „To get a hold on boys you must be their friend. A girl can be friendly but never be my friend.“ So ist es bis heute bei der Trennung zwischen männlichen und weiblichen Pfadfindern geblieben.
Schon auf dem letzten Jamboree in Kristianstad (2011) wurde das Thema Gendergleichheit und Verbändeeinheit diskutiert. Die skandinavischen Verbände gelten als Vorreiter für die Idee des EINEN einenden Weltverbandes. Ihnen stehen die mitgliedsstarken amerikanischen Boyscouts und die finanzstarken arabischen Verbände entgegen. Jene Traditionalisten treten für eine Beibehaltung der Geschlechtertrennung ein. Liberale Verbände haben als Kompromiß einen dritten koedukativen Verband ins Spiel gebracht. (SAGIO: Scout and Guide International Organisation) Doch wird diese halbgare Lösung die kritische Stimmen verstummen lassen?
„For the girls, the separation, the hierarchy and the underrating mean that their gender is something that must be constantly negotiated: how can a girl be a ‘real Scout’, when ‘a real Scout’ is a boy? The paradoxical message she receives is, on the one hand, an invitation to become ‘one of the boys’ (if she is clever enough) – but, on the other hand, everything she experiences tells her that she will never really be one of the boys, because she is a girl.“
Vor 4 Jahren konnten sich die Veränderungsideen noch nicht durchsetzen. Der diesjährige Jamboree wird in Japan stattfinden. Das Motto „A Spirit Of Unity“ läßt aufhorchen. Schon auf der 40. World Scout Conference in Ljubljana (2014) wurden den „brothers and sisters“ die bisherigen und zukünftigen Veränderungen vom Vorsitzenden erneut in Erinnerung gerufen:
„There have been changes in WOSM in recent years, partly as a consequence of the social, economic and political shifts that we experienced at global and regional levels. And some of the tensions that we’ve experienced in the organisation may have been an expression of those shifts.“ (João Armando Gonçalves)
Der Blick nach Deutschland offenbart die verstrickte Situation. Die männlichen Mitglieder des Bund der Pfadfinderinnen und Pfadfinder (BdP) sind im maskulinen RdP (mit kleinem d) organisiert. Der Verband Christlicher Pfadfinderinnen und Pfadfinder (VCP) und die Deutsche Pfadfinderschaft Sankt Georg (DPSG) melden dagegen alle Mitglieder, unabhängig vom Geschlecht, über den RdP beim World Organization of the Scout Movement (WOSM) an. Mit dem femininen RDP (mit großem D) sind dagegen die weiblichen BdPler verbändelt. Zudem sind der VCP und die Pfadfinderinnenschaft Sankt Georg (PSG) Mitglied des weiblichen Verbandes. Bei der Pfadfinderinnenschaft sind heutzutage auch männliche Pfadfinder aktiv, die dessen ungeachtet beim WAGGGS gemeldet werden. Inwiefern die weiblichen VCPler doppelt gemeldet werden, entzieht sich unserer Kenntnis. Frei nach dem Motto eines diesjährigen Jamboree-Sponsors „Nichts ist unmöglich!“
Auf einem schwedischen Server wurden kürzlich zahlreiche Dokumente hochgeladen, die einen brisanten Einblick in die Strukturen und Schliche der großen Weltverbände ermöglichen. Wer ein wenig pfiffig ist, findet die Seite über die Suchmaschine seines Vertrauens. (Zwei klitzekleine Hinweise: „Scout“ & „Leaks“) Auf dieser anonymen Seite sind auch streng vertrauliche Protokolle der beiden großen deutschen Ringverbände abrufbar, aus denen hervorgeht, daß man den Zusammenschluß der beiden Verbände längst vorbereitet. Diese Operation, die bezeichnenderweise den Namen „Olave“ trägt, soll im Falle eines Zusammenschlusses von WOSM und WAGGGS oder der Gründung einer koedukativen Alternative anlaufen. Aus den Protokollen geht ebenso hervor, daß ein entsprechender Antrag von zahlreichen europäischen, asiatischen und südamerikanischen Verbänden für den 23. Jamboree eingereicht wurde. Der „Spirit Of Unity“ könnte also schon bald neue Blüten treiben. Die deutschen Verbände sind längst gewappnet. Mit dem rdp (alles klein) besteht schon eine gemeinsame Plattform, die als „Ring deutscher PfadfinderInnenverbände (rdp)“ weitergeführt werden soll. Soweit nachvollziehbar. Inwiefern alle weiteren angedachten Änderungen eine Mehrheit finden, bleibt abzuwarten. Unisexdixis sollen beim Festivalcharakter der großen Jamborees längst Alltag sein. Ob sich dagegen „Feldmeisterin“ und „Pfadfinderin“ als geschlechterübergreifende Bezeichnungen durchsetzen, darf dagegen bezweifelt werden. Bisher ist alles nur eine Idee auf dünnem Papier. Der Sommer wird zeigen, ob im Land der aufgehenden Sonne die Idee von der Einheit der Pfadfinderei auf- oder untergeht. Be united! Be prepared!
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