Ein Bericht von rosé
Was war das doch für ein Fest: Hunderte Bündische feierten auf dem Ludwigstein ein Wochenende lang das gemeinsame Beräunertreffen.
Wo wollen die denn mit den Brettern hin? Wollen die da gar die Enno-Baustelle umtragen? Die Szenerie beim Blick aus dem Fenster irritiert. Aber nein, dem geschäftigen Treiben in den Meissnersaal folgend klärt sich das Bild: wozu schnöde Getränke vom Tisch verkaufen – der Ska-Bund baut uns für den Konzertabend am Freitag eine gediegene Bar und verwandelt den ansonsten doch recht sterilen Saal so in eine urige Konzerthalle: Auftritt Schlagsaite.
Ein Stehtisch mit Rotwein wäre nicht schlecht, so die Gedanken beim Beginn des Konzertes. Gute deutsche Texte, irgendwie lässig, durchaus poppiger Chansonfolk… doch schon wenig später beginnen die Beine stärker zu wippen: sie wollen tanzen und es wird getanzt!
Trotz durchtanzter und durchsungener Nacht an der Rattenbar füllt sich der Burghof am Tag darauf zur Morgenrunde. Verschiedene Arbeitsgruppen bestimmen den Vormittag: ob der Sang vierstimmiger Sätze aus dem Mittelalter oder sozialkritisches Liedgut aus dem Ruhrpott, ob Archivrundgang zu den Wurzeln unserer Bewegung oder die Möglichkeiten modernen Liedarrangements, ein vielfältiges Angebot von Qualität.
Eine hohe Qualität zeichnet auch den ersten Beräunermarkt aus: ganz dem Beräunermotto des Selbstgemachten folgend zeigen dort jugendbewegte Handwerker und Künstler ihre Produkte und stellen ihr handwerkliches Können und Arbeiten vor. So kann dem Holzschnitzer über die Schulter geschaut und bei den Imkern der eigene Honig gekostet werden, Schwarzdruck bewundert und Buchbinder- und Keramikarbeiten bestaunt und erworben werden.
Ein munteres Treiben auf und um die Burg bestimmt den Tag bei schönsten Frühlingsstrahlen. Die ganze Burg ist dank des Veranstalters, der Stiftung Jugendburg Ludwigstein, unser. Mehr als 350 Sangesfreudige sind gekommen, und in allen Räumen und Ecken trifft man die unterschiedlichsten Schwarzzeltvölker. Dort sonnen sich die einen, und ein wenig abseits proben die anderen noch einmal für den großen Auftritt beim Singewettstreit.
Als dieser dann beginnt, ist der Meißnersaal dicht gefüllt, und in der Ferne versammeln sich die Freunde des Beräunertreffens vor ihren Rundfunkempfängern, um aus dem Äther über Rundfunk Meissner dem Wettstreit direkt beiwohnen zu können. Viele gute Beiträge zwischen klassisch-bündischem Lied, tagespolitischem Liedermacherspott von Rumpel (BdP), einem 24-stimmigen Chor des DMWB und schwungvollen Rhythmen der Jomsburger, bei denen man schon wieder tanzen möchte… aber dafür muß noch ein wenig gewartet werden, bis der Saal nach dem Singewettstreit noch für Stunden zum Volkstanzboden und auf den anderen Ebenen der Burg die Nacht mit Gesang zum Tag wird.
Publikumslieblinge und Gewinner im Einzelgesang waren übrigens erneut venija und Schrimm vom Laninger Wandervogel, die sich mit zärtlicher Poesie die Herzen erschlossen – wir heben gern unser Glas auf Euch… und auf dieses wunderbare Beräunertreffen 2011!