Die Welt durchdenkend verstehen

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Published on: 30. November 2010

peterwuchtigvon wuchti

 

 

Seit jeher liegt mir die bündische Ideenwelt am Herzen. Das hatte zwar den ganz einfältigen Hintergrund einer elterlichen Empfehlung, aber diese erhebt sich bis heute ganz vielfältig in meiner an Gedanken reichen Gedankenwelt. Als ich mich eines Tages, der Jugend längst entwachsen, wie so oft auf gedankliche Weltreise begab, flüsterten mir meine Gedanken in gebrochenem Chinesisch zu: „Peter, achte auf deine Gedanken! Sie sind der Anfang deiner Taten.“ Um mich herum versank die Welt in meiner Einbildung, und es herrschte ohrenbetäubende Stille. Eilig warf ich das Nötigste in meinen Rucksack, goß die Blumen auf meiner Tapete und lief der Sonne entgegen.

Bis zum Abend lief ich weit, ohne recht weit zu kommen. Den vollen Tag strebte ich gedankenverhangen der Sonne zu, ohne zu bemerken, daß die Strecke einer prächtigen Kurve glich. Nach nichts suchend wühlte ich im Rucksack und fand ein Buch, das einzige, das ich in der Eile des Aufbruchs mitgenommen hatte. In diesem stand geschrieben: „Es irrt der Mensch, so lang er strebt.“ Bevor mich meine Gedanken müde machen konnten, schlief ich einen zufriedenen Schlaf – vielleicht auch mehr.

Tags darauf erinnerte ich mich meiner bündischen Fahrtenerfahrungen und strebte fortan weniger gedankenschwer, aber weitaus zielstrebiger durch die Welt. Mir war als aufgeklärter Mensch natürlich klar, daß ich das Ende der Welt niemals erreichen würde. Doch dieses Wissen hinderte mich nicht daran, etwas Ähnliches zu suchen. Ich hatte mir fest vorgenommen, die Welt in all dem zu erfassen, was sie „im Innersten zusammenhält.“ So ähnlich stand es in Heinrichs Fahrtenbuch, in dem ich nun öfter las. Die “petite fleur bleue“ dort am Wegesrand schien mir zu unscheinbar für diese große Aufgabe. Drum flugs weiter in den Horizont.

Und mit jedem Kilometer leerte sich mein Rucksack und mehrte sich meine Erkenntnis. Meine Gedankenwelt rundete sich an den Realitäten des Alltags ab. So ähnlich mußte es jenen ergangen sein, die das Rad erfanden. Just als mein gefühlter Kilometermeterstand vierstellig wurde, mußte ich vorstellig werden. Ich hatte Rußland erreicht, ohne ein Visum vorlegen zu können. Meine Erklärungen vermochten nicht zu helfen, und so mußten meine letzten Valuta für Verständnis sorgen. Frei von Sorgen und Geld ging es weiter.

Aber davon möchte ich ein andermal berichten. Jetzt steht mir der Sinn nach „Sing Sing“. Glücklich, der bourgeoisen Welt entkommen zu sein, nehm´ ich mir diese Freiheit ab und zu. Rußlands Valutaliebe sei Dank!

… быть продолженным


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