„Wir haben die Spießer ängstlich gemacht…“

wimpel-hh

von der Hamburger Gilde

Manchmal ist man doch ganz froh wenn man merkt, daß gewisse Personen, die im Glauben, „das Gute“ zu tun und dabei ein wenig arg in aus freiheitlich-demokratischen Gesichtspunkten zweifelhafte Bahnen abgeglitten sind, doch noch nicht alle privaten Paßwörter gehackt und persönlichen Daten ausgespäht haben.

Einen Beweis für ein solches Vorgehen liefert gerade ein ziemlich grau daherkommender Blog im Internet, in dem unter anderem allerlei Quatsch über die Deutsche Gildenschaft verbreitet wird. So wird dort anhand „interner“ Quellen nicht nur klar über die persönlichen Paarkonstruktionen in der Hamburger Gilde aufgeklärt (denen so nicht widersprochen werden soll), sondern auch deren derzeitiges Semesterprogramm analysiert – und als Indiz für vermeintliche – Zitat! – „antidemokratische Zwecke“ interpretiert.

Warum kann einen eine solch dumme Unterstellung freuen? Nun zugegeben: die Bitterkeit dieser perfiden Unterstellung läßt einen schon staunen darüber, wie verrannt diese „Das-Gute-Wollenden“ und „Wahrheits-Wissenden“ doch sind. Wie können Menschen anderen ein Freund-Feind-Denken vorwerfen und dabei nicht realisieren, daß gerade sie selbst in selbiges gefangen sind?

Doch dann die Freude: Hej! Der Spitzeldienst ist lasch! Ansonsten hätte ihnen nämlich auch unsere Gedanken zur Themenwahl dieses Semesters in die Hände fallen müssen. Dann wüßten sie, warum wir uns in diesem Semester mit besagten Themen befassen – nämlich schlicht und ergreifend aus dem Grund, weil sie uns permanent von den grauen Hobbygeheimdienstlern vorgeworfen werden. Dieses Rechercheversäumnis wiegt schwer und so wollen wir bei den zwei „bösesten“ Themen ein wenig Hilfe geben:

„Die Strömungen der sogenannten „Konservativen Revolution“

„Wenn ihr euch klar und deutlich von den Ideen der Konservativen Revolution trennt reichen wir euch die Hände!“ So und ähnlich hört man es in der aktuellen Kampagne des öfteren. Ja verdammt: wovon sollen wir uns denn überhaupt distanzieren? Gilt nicht die Bündische Jugend selbst als ein Pfeiler der „Konservativen Revolution“[1]?

Wer oder was wird alles unter diesem Begriff zusammengefaßt – und kann man überhaupt „Konservative Revolution“ als eine gemeinsame Geistesströmung der 1920er Jahre sinnvoll fassen?

Carl Schmitt und die Lehre von Freund & Feind

Ein weiterer Denker des vergangenen Jahrhunderts, dessen „Jünger“ wir angeblich sein sollen, ist Carl Schmitt. Wir als „Schmittianer“ sind die Bösen und die anderen sind die Guten – so zumindest in der Glaubenswelt unserer Kritiker. Erstaunlich nur, daß klandestine Gespräche unter einigen führenden Funktionären dieser „Rechten Jugendbünde“ ergaben, daß keiner sich bisher mit „uns Kuddel“ beschäftigt hat. Also: Zettel raus, Nachsitzen!“

So verschickt im April 2010. Wer unseren Humor bei der Ausformulierung der Themenvorschläge nicht akzeptieren möchte, den werden wir zukünftig als drögen Spießer schelten.


Hinweis:

Hochschulgilden sind neben Hamburg übrigens auch in weiteren Städten aktiv. Die regelmäßigen Gildenabende sind nicht nur die Wiege zukünftiger „Partnerschaften“ sondern bieten gleichfalls die Möglichkeit geistigen Austausches mit jugendbewegter Lebensart.

palairac

[1] Nach unserem Gildenabend müssen wir diese Frage doch eher verneinen und halten uns dabei an Stefan Breuer, der in seinem Buch „Anatomie der Konservativen Revolution“ über diesen Begriff zu dem Ergebnis kam: „Das Syntagma Konservative Revolution ist eine der erfolgreichsten Schöpfungen der neueren Ideengeschichtsschreibung. […] … ein unhaltbarer Begriff, der mehr Verwirrung als Klarheit stiftet.“


Willkommen , heute ist Freitag, 26. April 2024