Vom Wesen bündischer Gemeinschaft

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Published on: 14. Dezember 2009

buendische

von Schrubbel (DPB, Gau Goldener Löwe)

Es wurde bereits viel über die Frage „Was ist bündisch?“ geschrieben. Meines Erachtens nach ist diese Frage sehr wichtig, wird aber leider häufig nur mit der Aufzählung von geschichtlichen Abläufen oder der Beschreibung von Formen beantwortet. Selbst die Beschreibung einer Fahrt ist letztlich nur Beschreibung von Form, da das eigentliche Erleben in den Fahrenden, in der Gemeinschaft stattfindet und gar nicht adäquat in Worten ausgedrückt werden kann.

Daher möchte ich die Frage umformulieren:

„Was ist das Wesen bündischer Gemeinschaft?“

Wie bereits am Beispiel der Fahrt angedeutet, kann Wesentliches nicht beschrieben, sondern nur umschrieben bzw. angedeutet werden.

Anhand von drei Punkten möchte ich hier eine Annäherung an das Wesentliche versuchen.

Vertrauen und Zuneigung.

In der Präambel des Deutschen Pfadfinderbundes wird erklärt, daß das Verhältnis zwischen Führern und Geführten von Vertrauen und Zuneigung getragen werden soll. Hier finden sich zwei Schlüsselbegriffe, die sich nicht nur auf das Verhältnis zwischen Führern und Geführten beziehen, sondern Grundbedingung jeder echten Gemeinschaft sind. Vertrauen und Zuneigung sind eng miteinander verbunden, werden daher auch in einem Atemzug genannt. Es ist nicht möglich zu sagen, was davon zuerst entsteht. Vertrauen und Zuneigung bedingen sich in einer bündischen Gemeinschaft gegenseitig.

Zuneigung soll nun aber nicht als ein bloßes Mögen oder Nicht-Mögen verstanden werden. Es ist ein Gefühl, das in den Herzen wachsen und tief innerlich empfunden werden muß. Wir wollen im Umgang mit den Bundesgeschwistern nicht an der Oberfläche verharren, sondern ihnen in der ganzen Tiefe ihres Wesens begegnen. Ohne Vertrauen und Zuneigung ist diese Begegnung nicht möglich.

Vertrauen und Zuneigung tragen eine echte Gemeinschaft auch über schwierigste Zeiten hinweg. Wie wichtig diese Begriffe sind, zeigt sich daran, daß es in vielen Gruppen Bedingung für die Aufnahme neuer Personen ist, das alle Gruppenmitglieder zustimmen müssen. Auf menschlicher Ebene können wir es uns nicht leisten, den faulen Kompromiß einer Mehrheitswahl einzugehen. Hier zählt nur die Einstimmigkeit – eben das Vertrauen und die Zuneigung aller.

Mit dem Vertrauen geht die Verantwortung einher. Die Verantwortung für den Menschen, der mir Vertrauen entgegenbringt.

Mein Bundesbruder Defense hat dies sinngemäß einmal so ausgedrückt:

„Das Wort Bruder verpflichtet den, der es ausspricht und den, den es anspricht.“

Ideale

Bündische Gemeinschaft wird inhaltlich von hohen Idealen getragen.

Nur wer bereit ist, diese Ideale zu einem Bestandteil seines eigenen Lebens zu machen, sich immer wieder diesen Idealen zuzuwenden, kann Teil einer bündischen Gemeinschaft sein.

Wir streben eine möglichst vollkommene Persönlichkeitsentwicklung im Bilde des ritterlichen / bündischen Menschen an.

Der bündische Mensch löst sich aus seinem Egoismus und weiß, daß Freiheit erst ihren Wert durch Bindung erhält. Er ist Individualist, aber nicht um seiner selbst willen, sondern um durch sich die Gemeinschaft zu bereichern.

Er ordnet sich in die Gemeinschaft ein und lebt in dem Bewußtsein, Teil eines Volkes zu sein, welches wiederum Teil der Menschheit ist. Aus dem Bewußtsein heraus, Teil eines organisch gegliederten Ganzen zu sein, entspringt sein hohes Verantwortungsgefühl.

Der bündische Mensch ist bereit, sich dort einzusetzen, wo er gebraucht wird. Er ist selbstlos in seinem Einsatz und geht dabei, wenn es sein muß, bis zum äußersten – dem eigenen Leben.

Er läßt sich zu keiner Lumperei hinreißen, auch wenn die Vorteile noch so verlockend sind.

Der bündische Mensch glaubt daran, daß in jedem Menschen die Möglichkeit zum Guten angelegt ist. Somit glaubt er an die Wandlungsfähigkeit des Menschen.

Dies ist das hohe Bild, dem wir nachstreben und auf das wir uns zubewegen wollen. Vollkommen erreichen werden wir dieses hohe Ideal jedoch nie, da wir eben nur Menschen mit all unseren Fehlern und Schwächen sind.

„Keiner weiß um unsere Mitte, keiner fasset unser Maß!

Unerkanntes lenkt die Schritte, dem der unsre Speise aß!“

Ebenso wichtig wie unsere Ideale, Vertrauen und Zuneigung ist die gelebte und erlebte Gemeinschaft.

Die einzelnen Bünde haben hohe Ideale. Die Gruppen in den Bünden sind Kreise sich zugeneigter, vertrauter Menschen. Lebendig wird dies alles aber erst durch gemeinsame Erlebnisse.

Das intensivste gemeinsame Erlebnis, welches Körper und Geist berührt, ist die Fahrt. Fahrt bedeutet für uns Bündische vor allem Wandlung – Veränderung. Wir gehen auf Fahrt, nicht bloß um uns körperlich zu bewegen, sondern um uns geistig-seelisch zu bewegen und bewegt zu werden. Fahrt ist das Hinbewegen auf ein Ziel. Eine gute Gemeinschaft ist bei allen ihren Zusammenkünften auf Fahrt, gleich ob auf einer Wanderung oder bei einer inhaltlichen Diskussion.

Aus gegenseitigem Vertrauen und innerer Zuneigung, unseren Idealen und der erlebten Gemeinschaft können wir die Kraft und den Willen schöpfen uns selbst und durch uns die Welt zu verändern.

„Wir müssen uns verwandeln von innen her, weil wir unsere Welt ändern müssen!“

Michael


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