Sokrates, Mephisto, der alte Führer und die Bündischen

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Published on: 15. Januar 2012

Bevor wir zu den „Gesprächen mit, Überlegungen über und Aktionen gegen Wandervögel und ähnliche merkwürdige Gesellen“ kommen, möchten wir ein weiteres Wort voranstellen. Der nachfolgende Text entstammt dem kleinen Heft „Die Wandervögel und Sokrates, Mephisto und der alte Wandervogelführer.“ Die „humorvoll-satirischen Analysen“ darin stammen vom Jugendbewegten Helmut Wurm. Deren vollständige Texte sind zusammen mit weiteren jugendbewegten Schriften und Ideen auch auf dem Blaue-Blume-Portal veröffentlicht. Schmökern lohnt sich… insbesondere für Bündische.

Vorwort

„Merkwürdige Gesellen“ ist hier die richtig Bezeichnung für diejenige interessante Menschengruppe, um die es nachfolgend geht. Dabei hat das Wort „merkwürdig“ verschiedene Bedeutungen:

- Man versteht einmal darunter etwas Negatives, etwas aus der Norm Fallendes mit einer Tendenz zum Komischen hin, über das man die Nase rümpft oder lacht. Es hat unter diesem Verständnis eine negative Bedeutung.

- Es kann aber auch auf etwas Sonderbares, Außergewöhnliches hinweisen, das des „Behaltens, des Merkens“ würdig ist, auf das man hinweisen, was man der Mitwelt und Nachwelt erhalten möchte. Es hat unter diesem Verständnis also eine positive Bedeutung.

Bei den „merkwürdigen Gesellen“ ist hier eindeutig die zweite positive Bedeutung gemeint, auch wenn viele Außenstehende vermutlich zuerst an etwas Negatives, Skurriles denken. Aber dazu sind die Bündischen wirklich viel zu sehr „des Merkens würdig, des Merkens wert“. Aber der Leser wird das leicht selber herausfinden, auch wenn eine kritische Sicht immer wieder durchschimmert. Aber es ist eine positive Kritik, die die Bündischen des „Bemerkens noch werter“ machen möchte, als sie es schon sind.

Einleitendes Gespräch von Discipulus socratei mit einer Gruppe Bündischer, die ihm begegnen

(Discipulus socratei ist mit einem Paket zusammengestellter und gebundener Sokratesgespräche und Mephisto-Aktionen unterwegs und trifft auf eine kleine Gruppe Bündischer. Es handelt sich in der Mehrzahl um Erwachsene, die romantisch-abenteuerlich gekleidet, mit Rucksack, Gitarre, Barett oder Mütze, buntem Halstuch und Wanderschuhen unterwegs sind. Er spricht sie an):

Discipulus socratei: Da treffe ich unvorhergesehen offensichtlich auf Bündische. Denn nach eurer Kleidung und euerem Gepäck müsst ihr Bündische sein, obwohl mir noch nicht ganz klar ist, welche Leute man mit Bündischen eigentlich meint. Erklärt mir das bitte einmal, denn die Leser meines Büchlein werden überwiegend ebenfalls nicht wissen, was unter „bündisch“ zu verstehen ist.

Die bündische Gruppe (fröhlich und spontan durcheinander): Da hast du richtig vermutet. Wir sind Bündische, d.h. wir lieben das Wandern, die Romantik, das Singen, das Lagerfeuer, das Leben in der Natur…. Wir kommen zwar aus verschiedenen Gruppen und Bünden, aber wir orientieren uns an den deutschen Wandervögeln oder sind Wandervögel. Unsere gemeinsamen Interessen und ähnlichen Lebensweisen in unserer Freizeit werden unter dem Oberbegriff „bündisch“ zusammen gefasst.

Aber was meinst du mit „die Leser deines Büchleins“ sollten wissen, was man unter bündisch versteht?

Discipulus socratei: Ich habe hier in diesem kleinen Büchlein eine Reihe von Gesprächen meines Lehrers Sokrates mit Bündischen und einige fehl geschlagene Aktionen des bösen Mephisto gegen Bündische zusammen gefasst. Ich komme gerade von der Druckerei und am besten verkaufe ich an euch die ersten Exemplare.

Die bündische Gruppe (schauen sich misstrauisch an und schütteln die Köpfe): Gespräche des Sokrates mit Bündischen? Ist Sokrates nicht dieser Philosoph, der seine Gesprächspartner zum Nachdenken und zur Selbstkritik anregen will? Das ist nichts für uns. Wir wollen nur singen und wandern, aber nicht kritisch über uns nachdenken… Und mit Mephisto wollen wir noch weniger zu tun haben. Der soll uns in Ruhe lassen.

Discipulus socratei: Der Mephisto wird euch vielleicht in Ruhe lassen, denn der hat sich an euch schon oft genug die Zähne ausgebissen. Aber weshalb wollt ihr denn nicht kritisch nachdenken und keine Selbstkritik üben? Ihr seid zwar einmalige und tolle Kerle, aber trotzdem kann man doch auch über sich selbst nachdenken?

Die bündische Gruppe: Wir sind einmalig, das wissen wir. Solch eine Bewegung und solche Kerle wie uns gibt es nicht anderswo auf der Welt. Aber das genügt uns. Wir wollen in unserer Freizeit und Fahrtenzeit wandern, singen, Romantik genießen, ein gutes Glas Wein trinken… Alle Probleme der Welt, alles Nachdenken, alle Selbstkritik stören uns nur bei unserem unbeschwerten romantischen Glück. Wir suchen das schöne romantische Augenblicks-Erlebnis. Was kümmert uns das Gestern, was kümmert uns das Morgen. Unser Vorbild ist der bunte Schmetterling, der von einer schönen Blüte zur anderen fliegt, niemandem etwas tut und ebenfalls nicht über sich nachdenkt.

Discipulus socratei: Dann hätte sich Sokrates völlig umsonst mit Bündischen unterhalten. Dabei schätzt er gerade die Bündischen so sehr, das weiß ich.

Die bündische Gruppe: Vielleicht triffst du ja Bündische, die anders sind als wir und mit Sokrates über sich selbst nachdenken. Die kaufen dir dein Büchlein vielleicht ab. Oder verkaufe es doch an andere fremde Gruppen, damit die etwas von uns erfahren. Denn wir sind wirklich einmalig. Aber lass uns mit Selbstkritik in Ruhe. (Damit stimmen sie ein frohes Lied an und wandern weiter)

Discipulus socratei: Ich darf den Mut nicht verlieren, auch wenn gerade diejenigen, um die es geht, wenig Interesse zu haben scheinen… Vielleicht macht dieses schöne Leben in ihrer eigenen romantischen Welt wirklich etwas unrealistisch und verträumt… Aber wenn sie so bleiben wollen, wie sie sind, dann könnten sie in der Zukunft an Bedeutung verlieren oder gar aussterben… Das darf auf keinen Fall geschehen. Also werde ich doch versuchen, dieses Heftchen zu verkaufen…

Vielleicht hat es ja doch eine Wirkung, wenn auch nur ganz allmählich…

Wer auf einen weiteren Text nicht lange warten möchte, der kann das Heft hier bestellen.


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