von Sebastian
Auch in diesem Herbst lud die Deutsche Gildenschaft anläßlich des Semesterwechsels wieder zum Akademischen Wochenende ein. Wie schon im letzten Jahr trafen sich Gildenschafter und Gäste aus ganz Deutschland im südöstlichen Hügelland Göttingens, um den Austausch in Gespräch und Geselligkeit zu pflegen. Orientierung lieferten hierbei unter anderem die vier AGs zu den Themen Lyrik, Nachhaltigkeit, Geschichtswissenschaft und Menschenrechtsbegriff/Bioethik.
Auftakt bildete ein geselliges Pfeifenkolloquium, das den Teilnehmern – aus rein akademischen Motiven natürlich – einen ersten Einblick in die komplizierte Welt des Pfeiferauchens ermöglichte. Nach kurzem historischen Exkurs zur Herkunft der zwei Hauptrequisiten Pfeife und Tabak folgte ein Einblick in die Wahlmöglichkeiten des modernen Pfeifenrauchers – sowohl was die Art und Besonderheit der verschiedenen Pfeifentypen als auch der gewünschten Tabaksorte anging. Nachdem der Wissensdurst auf diese Weise gestillt war, konnte die Runde die neu gewonnenen Erkenntnisse – natürlich unter Berücksichtigung der Abstinenzler – fruchtbringend in die Probe der dreizehn vorhandenen Tabaksorten investieren. Ob der Tabak auch seinen Teil zu den lebhaften Gesprächen, die sich bis in die Morgenstunden zogen, beitrug, sei dahingestellt.
Trotz aller Gesprächslust wurde der nächste Tag natürlich vorbildlich früh angegangen, um auch den akademischen Austausch nicht zu kurz kommen zu lassen. So konnte sich jeder Teilnehmer in den Vormittagsstunden zwischen der Beschäftigung mit dem Thema Lyrik oder aber dem Konzept der Nachhaltigkeit entscheiden. Die Lyriker durften sich in den Entstehungsprozeß verschiedener Gedichte hineinversetzen, um anschließend im Nachgang selbst zum schöpferischen Teil überzugehen, der mit wechselseitigem
Vortrag, Kritik und Diskussion der verschiedenen Werke endete. Etwas naturnaher wurde von der anderen Hälfte der Teilnehmer die Idee der Nachhaltigkeit anhand einer Exkursion in und Konfrontation mit dem klassischen Lehrobjekt Wald entwickelt.
Im Anschluß an das Mittagessen folgten schließlich Exkurse zur Geschichtswissenschaft und dem Menschenrechtsbegriff. Hier wurde lebhaft die Rolle und Entwicklung der Geschichtswissenschaft in Augenschein genommen sowie der Versuch einer konkreten Quellenanalyse unternommen. Alternativ dienten Texte und Videoaufzeichnungen, die dem aktuellen akademischen Diskurs zum Thema Präimplantationsdiagnostik entnommen waren, als Grundlage für eine kontroverse Diskussion und Analyse der Anwendbarkeit und Herkunft des Menschenrechtsbegriffes sowie der möglichen Grundlagen einer zeitgemäßen Bioethik.
Nach all der Denkarbeit klarte glücklicherweise auch das Wetter auf, so daß man bei herbstlicher Atmosphäre die umliegende Hügellandschaft besteigen und bestaunen konnte. Ein Abendessen später vereinte sich die Gruppe schließlich im mittelalterlichen Gewölbekeller zum gemeinsamen Liederabend bei Kerzenschein und melancholischer Abendstimmung. Gesang und Gespräch der Versammelten tönten noch lang in die Nacht hinein.
Der Sonntagmorgen schließlich mündete in einem Vortrag zum Thema „Bedrohung unserer Freiheit? Linksextremismus in der Mitte der Gesellschaft“. Auch hier konnte wieder reichlich diskutiert werden, so daß das Wochenende bis zum Ende hin dem selbstgestellten Anspruch gerecht wurde. Ein letztes Mal versammelte man sich zu Lied und Gesang, um so ein überaus gelungenes Wochenende gebührend ausklingen zu lassen.