von Isa
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Ahnung
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Durch regennasse Wälder bin ich aufgestiegen,
nun, See, stehe ich allein vor Dir.
Ruhig seh’ ich Deine stille Schwärze liegen,
mit sachtem Wellenspiel blickt Deine Tiefe auf zu mir.
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Im fernen Mai war ich zuletzt bei Dir gewesen,
da blieb Dein Antlitz hell und freundschaftlich.
In tausend Strahlenvögeln konnt’ ich Deine Grüße lesen,
ein fröhlich’ Leuchten über Deine Wasser strich.
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Heut schweift mein Blick fern über Deine Weiten,
die Tannenspitzen schwarz-gespiegelt, mir so nah.
Und jenseits seh’ ich Wolken auf dem Brocken reiten,
auf Deinem Spiegel glühen dunkle Lichter, hier und da.
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Eisiger Wind läßt mich jetzt leis erschauern,
so düster wirkst Du diesmal, fremd und doch bekannt.
Welch Kräfte wohl in Deinem Grund verborgen lauern?
Mir ist’s, als ob ich eine Warnung in den Nebeln fand.
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Als ging ich geistig hin in jenseitige Welten,
folg ich dem Weg, die öden Ufer kahl und kalt.
Was hier noch konnt’ als menschennah und ganz gebändigt gelten,
gehört dort drüben mächtigster Naturgewalt.
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Wo willst Du, See, mich künftig noch hinführen?
Was liegt noch, fast entfesselt schon, in Dir?
Welch düstern Mächte läßt Du heut’ an meine Seele rühren?
Und welch verwandte, dunkle Kraft ruht auch in mir?
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