Gerade rechtzeitig zur diesjährigen Leipziger Buchmesse ist ein Buch erschienen, welches nicht nur bei Liebhabern von Phantasieromanen und Science-Fiction-Filmen seine Anhänger finden wird. Dem jugendbewegten Herausgeber ist es zu verdanken, daß einige jugendbewegte Anekdoten zu einem Gesamtwerk verknüpft wurden und in seiner Fülle nur eine Erkenntnis zulassen: Ohne die Jugendbewegung wäre unsere Welt und insbesondere unsere Gedankenwelt bis hinein in die Weiten des Weltraumes spürbar ärmer.
Schon oft hatte man den Eindruck, daß durch einige Bücher und Filme der Fahrtenwind der Jugendbewegung weht. Um so schöner ist es zu erfahren, daß einige Autoren und Regisseure über verschlungene Pfade von der Jugendbewegung und deren Protagonisten beeinflußt wurden. Die Autoren des Buches haben etliche Begegnungen, aber auch intensive Freundschaften zusammengetragen, die so im Detail noch nicht bekannt sein dürften. Karl Mays erste Orientreise im Jahr 1900 auf Einladung von Hermann Hoffmann-Fölkersamp nach Konstantinopel ist ebenso festgehalten wie die weit über den Weltkrieg hinausragende Freundschaft zwischen J.R.R. Tolkien und einem in Kriegsgefangenschaft geratenen Feldwandervogel. Doch zuviel möchten wir gar nicht vorwegnehmen, nur eine Begebenheit soll hier etwas ausschweifender vorgestellt werden.
Ein spannendes Kapitel deckt die jugendbewegten Hintergründe des Raumschiffs Enterprise auf. Wer kennt sie nicht, jene Serie, die stets wie folgt begann:
“Der Weltraum. Unendliche Weiten. Wir schreiben das Jahr 2200. Dies sind die Abenteuer des Raumschiffs Enterprise, das mit seiner 400 Mann starken Besatzung fünf Jahre lang unterwegs ist, um neue Welten zu erforschen, neues Leben und neue Zivilisationen. Viele Lichtjahre von der Erde entfernt dringt die Enterprise in Galaxien vor, die nie ein Mensch zuvor gesehen hat.”
Wohl niemand hätte erwartet, daß gerade bei diesen bekannten Zeilen eine jugendbewegte Schrift die Vorlage gegeben haben könnte. In einem Fahrtenbericht des Grauen Corps aus dem Jahr 1932 finden sich folgende Zeilen, die auffallende Ähnlichkeit zum Vorspann von Star Trek aufweisen. Dort heißt es:
“Atlantik – unendliche Weiten. Wir schreiben das Jahr 1932. Dies sind die Abenteuer der grauen Schaluppe, die mit ihrer 20 Mann starken Besatzung fünf Wochen lang unterwegs ist, um neue Welten zu erforschen, neues Leben und neue Zivilisationen. Das graue Corps sticht in See!“
Diese Ähnlichkeit kommt nicht von ungefähr. Sie ist einem Mitglied des Grauen Corps geschuldet, der nach seiner Kriegsgefangenschaft freiwillig in Amerika blieb und dort eine Karriere in der Filmbranche begann. Seine ersten Erfahrungen mit bewegten Bildern rührten schon aus dem Jahr 1931, festgehalten im schwarz-weißen Streifen „Der Ruf“. Dem späteren Regisseur der Star-Trek-Filme begegnete er in Los Angeles, und schon beim Film „The Lieutenant“ über das US-Marine-Corps war er an der Ausarbeitung des Drehbuches maßgeblich beteiligt. Roddenberry blieb seiner Filmcrew und etlichen Schauspielern auch für die Abenteuer des Raumschiffes Enterprise treu. Durch vielfältige Briefwechsel und weitere Quellen wird eindrucksvoll belegt, daß nicht nur die Star-Trek-Uniformen[1] und -Abzeichen[2] der Jugendbewegung, insbesondere des Grauen Corps, entlehnt sind. Selbst der vulkanische Gruß von Leutnant Spock ist nichts als eine stilisierte Form des einstigen Bundesabzeichens. Eine Bekräftigung dieses versteckten Grußes über den großen Teich findet sich in einigen Nachlässen ehemaliger Bundesbrüder. Auf einer Postkarte an den bisher unbemerkten Initiator findet sich ein Zitat, das so schon Jahrzehnte, bevor es Spock aussprach, niedergeschrieben war:
“Ohne Kreativität gibt es keine Entwicklung.”
Die kreative Kraft der Jugendbewegung läßt sich ab sofort nicht mehr leugnen. Wir selbst haben die Lektüre des Buches zum Anlaß genommen, einige Episoden des Raumschiffes Enterprise noch einmal genauer anzuschauen. Die erste Großfahrt im All ist also längst verwirklicht, wenn auch vorerst nur auf der Mattscheibe und in unser aller Gedankenwelt. „Faszinierend!“
[1] Etliche Uniformen sind teilweise identisch mit den Kluften der jungenschaftlich geprägten Zwischen- und Nachkriegsbünde. In der Folge von Star Trek, Deep Space 9, Der Maquis, Teil 1 werden sogar JuJa und Lederhose getragen.
Der Herausgeber hat uns fünf Exemplare zur Verfügung gestellt, die wir als „Fahrtenexemplare“ (Mängelexemplare) zum Vorteilspreis von 10 EUR an Interessenten aus aktiven Jugendbünden abgeben können. Wer Interesse hat, melde sich bei der Redaktion.
Werner H. Schmalried (Hrsg.): „Zwischen Orbit und Orient“, Die Graue Editi☺n 2012, 29,- Eur☺
Leider ist pünktlich zum Ende des 1. Aprils ein ufoähnliches UFO im Gemüsebeet gelandet und der spitzohrige UFO-Kapitän hat alle uns zur Verfügung gestellten Exemplare eingesackt. Er versicherte uns, die “Fahrtenexemplare” dem Vulkanischen Wandervogel und weiteren Jugendbünden in den Weiten des Orbits zur Verfügung zu stellen. Alle die ebenfalls Interesse an einem Buch bekundet haben, seien herzlich nach Shi’Kahr auf Vulkan eingeladen, versicherte er uns. Zum Abschied spreitzte er die Finger zum Gruß und sprach “Vielleicht wirst du im Laufe der Zeit erkennen, daß besitzen längst nicht so schön ist wie wünschen. Das ist zwar nicht sehr logisch, trifft aber sehr oft zu.”